Mittwoch, 19. Dezember 2007

Blade Runner (DVD) | 6. Dezember 2007

HK·USA — 1982 | Regie: Sir Ridley Scott (...)

Gif Runner

Es gibt Filme, die ihre Magie & Anziehungskraft über all die Jahre nicht verlieren und dazu gehört eindeutig Blade Runner. Wann meine erste Sichtung war, erinnere ich leider nicht mehr (bin mir nur relativ sicher, dass es vor dem Director's Cut von 1992 war) — an was ich mich aber erinnere, ist diese unglaublich dichte visuelle & akustische Atmosphäre, die sich einem ins Hirn brennt und eine Story, hinter der "irgendwie" mehr zu stecken scheint ...
Nach einem mit Unterbrechung rund sieben Jahre dauernden Entstehungsprozess wurde vor einigen Tagen zum 25-jährigen Jubiläum des Films Scotts definitiver Final Cut veröffentlicht und als definitiv ist auch das komplette Set zu bezeichnen, in dem das Ganze kommt: Nicht weniger als die (jetzt) fünf bekannten Schnittfassungen und mehrere Stunden Bonusmaterial lassen wirklich keine Wünsche mehr offen und beleuchten das "Phänomen Blade Runner" in allen Facetten [siehe letzter Satz meines KOH-Beitrages]. Spiegel Online hat dies außerdem zum Anlass genommen, ein Interview mit dem Meister zu führen, in dem er seine Sicht der Dinge offen & ehrlich darstellt — lesenswert! Man kann es grundsätzlich wohl als glückliche Schlamperei bezeichnen, dass eine 1988 gegebene Freigabe zum "Verschrotten" der Original-Filmnegative nie ausgeführt wurde ...

If only you could see what I've seen with your eyes ...

Blade Runner Poster (USA)Nach chronologischem Durchsehen der einzelnen Fassungen ist der Final Cut für meine Begriffe tatsächlich final, da er quasi evolutionär die Stärken seiner Vorgänger beinhaltet und gleichzeitig deren (m.M.n.) Schwäche[n] sowie kleine Fehler & Ungereimtheiten eliminiert wurden. Dass dabei sehr behutsam, mit viel Sachverstand und auch Rücksicht auf die von der weltweiten Fangemeinde im Laufe der Zeit sog. "liebgewonnenen Schönheitsfehler" vorgegangen wurde, ist wohl zum wesentlichsten Teil dem FC- & Bonusmaterial-Produzenten Charles de Lauzirika zu verdanken.
Daneben war die ursprüngliche 1982er und Anfang der '90er bei einem US-Filmfestival aufgetauchte Filmrohfassung (der sog. Workprint, aus dessen positivem Echo schließlich der Entschluss zum DC hervorging) für mich am interessantesten: Neben den prominenteren Unterschieden (kein Happy End; [noch] keine Einhorn-Sequenz; nur ein [1] durchaus guter Off-Kommentar von Harrison Ford) bzw. der Logik dienenden Kleinigkeiten (bspw. Bryants Bericht, dass zwei Replikanten beim Eindringen ins Tyrell-Gebäude "frittiert" wurden [in den Kinoschnittfassungen war es dann nur noch einer ...]), vermittelt dieser vor allem durch die teilweise Verwendung alternativer Filmmusik (von Jerry Goldsmith, James Horner über Brian Eno/David Byrne bis hin zu The Ink Spots) ein andersartiges Gefühl. An dieser Stelle vielleicht schon mal drei Links, die einen im Falle des Falles umfassend mit allem versorgen, was man bezüglich Blade Runner wissen oder auch nicht wissen will ... Fanhype galore unter:
... des "BR-Gelehrten" Paul M. Sammon, der übrigens nicht nur im Bonusmaterial zu sehen, sondern auch beim hochinteressanten Audiokommentar des Workprints zu hören ist.

Can the maker repair what he makes?

Circa ein Jahr nachdem Star Wars der Science-Fiction einen weltweiten Boom bescherte, sichert sich Drehbuchautor Hampton Fancher auf Vorschlag seines Freundes Brian Kelly eine Option auf das 1968 erschienene Buch "Do Androids Dream Of Electric Sheep?" des amerikanischen Autors Philip K. Dick. Kelly ist es auch, der den befreundeten, englischen Produzenten Michael Deeley und damit schließlich Ridley Scott ins Boot holt. Dick, der seine literarische Hochzeit während der '60er hatte, ist der breiten Masse zu diesem Zeitpunkt genau wie sein Genre ernst zu nehmender, visionärer Sci-Fi-Literatur noch relativ unbekannt — basierend auf "DADOES?" wird das von Fancher und dem im Verlauf der Vorproduktion notwendigerweise hinzustoßenden David W. Peoples [auch Drehbuchautor von Twelve Monkeys] erstellte Skript die erste Adaption eines seiner Bücher. Dick selbst, ein großer "Hollywood-Skeptiker", ist durchaus enttäuscht, dass er darüber hinaus in keinster Weise an der Produktion beteiligt wird und erst nach einer Einladung Scotts zum Set und der Sichtung von bereits gedrehtem Material von dem Projekt überzeugt — leider verstirbt er nur wenige Monate vor der Veröffentlichung des Films ...
Dass dessen Entstehungsprozess fast ebenso faszinierend ist wie das Endprodukt selbst, hat verschiedene Gründe — am schönsten fasst es wohl Cutter Terry Rawlings zusammen: "You know, the terrible thing about Blade Runner was it was being made for people who didn't understand what it was about." Damit sind recht unzweideutig die beiden Geldgeber bzw. Rechteinhaber Jerry Perenchio & Bud Yorkin gemeint. Der selbstbewusste Engländer Scott lässt sich davon bei seinem ersten Spielfilm "made in Hollywood" (nach The Duellists und dem großen Erfolg Alien seinem dritten überhaupt) allerdings kaum beeinflussen; auch nicht von der amerikanischen Filmcrew oder den widrigen Umständen beim teilweise spannungsgeladenen Dreh. Letztere kommen budgetbedingt nicht ganz ungelegen, um optische Mängel des Sets zu kaschieren — Scott umschreibt dies in der Form, dass "meine Waffen Nacht, Regen und viel Rauch" waren. Aber letztlich ist es genau das, was die einzigartige, beklemmend-dystopische Atmosphäre ausmacht und das Los Angeles des Jahres 2019 zu einer urbanen Hölle werden lässt. Scotts Vergangenheit als sehr erfolgreicher Werbefilmer tritt u.a. im Detailreichtum und seinem Spiel mit Licht & Schatten zum Vorschein; das futuristische Konzeptdesign von Syd Mead, grandiose optisch-analoge visuelle Effekte und eine diesen in nichts nachstehende Filmmusik des griechischstämmigen Elektro-Pioniers Vangelis tragen außerdem zu einer Zeitlosigkeit & Frische dieses Films bei, wie ich sie bisher nur selten erlebt habe.

"More human than human" is our motto.

Diese fast schon makellose audio-visuelle Symbiose sollte in der Rezeption des Films allerdings nicht dessen eigentliche Handlung & Thematik überstrahlen — die Vieldeutigkeit des stets wiederkehrenden Augenmotivs kann auch darauf wunderbar angewendet werden. Philip K. Dicks Roman wirft Fragestellungen auf, die heute nach wie vor aktuell und hochinteressant sind und von diesem 'Sci-Fi Film Noir' m.M.n. hervorragend transportiert werden: Was macht es aus, menschlich zu sein? Was & wer ist real oder künstlich? Was bedeuten diese Eigenschaften für das Individuum? Der Replikantenjäger a.k.a. 'Blade Runner' Deckard (Harrison Ford) steht letztendlich in genau diesem Spannungsfeld zwischen seinem Auftrag, dessen Erfüllung ihn quasi zwingt, genauso emotionsarm-instinktgetrieben vorzugehen wie seine Opfer dies tun und der Zuneigung/Beziehung zu [der künstlichen] Rachael (Sean Young in einer ihrer ersten Rollen). Nicht umsonst wird die Gleichung "Deckard = Replikant?" bis heute kontrovers diskutiert, wie bspw. auch das Cinefacts-Forum zeigt [in dem ich meinen Standpunkt dazu u.a. hier klargemacht habe]. Dass beide Seiten jeweils nachvollziehbare Argumente liefern können, halte ich für eine wahrlich geniale Eigenschaft des Films.
Und obwohl dieser einige große Momente zu bieten hat (Rutger Hauer als Roy Batty ...), ist es Edward James Olmos' rätselhafter Charakter Gaff und die Bedeutung bzw. Intonation des von ihm gegen Ende folgenden Zitats, die mich jedes Mal ehrfürchtig vor dem Schirm zurücklässt:

It's too bad she won't live! But then again, who does ...?

Mittwoch, 28. November 2007

Mir geht das hier tierisch auf die Klötze die ganze Show ...

Nach dem anderen Lachbaren mal wieder was Besinnliches für zwischendurch:

Serdar Somuncu, ausgezeichnet mit dem 'Goldenen Edmund Stoiber Siegel für angepasste Kanaken' und mir vor einigen Jahren zum ersten Mal bei Polylux aufgefallen, als er mit Lesungen aus Adolfs "Mein Kampf" durch Deutschland tourte, zieht hier ganz gepflegt vom Leder und spricht dabei vielleicht nicht nur mir aus dem Herzen. :)





Goldfinger (DVD) | 15. November 2007

GB — 1964 | Regie: Guy Hamilton (...)

Goldfinger Trailer

Ejector seat? You're joking ...
— I never joke about my work, 007.

Wenn Dr. No & From Russia With Love einen äußerst (!) soliden Grundstein gelegt haben, dann ist Goldfinger der ultimative Startschuss für eine weltweite 'Bond-Mania', die auch dank der Produzenten Saltzman/Broccoli durch eine zu dieser Zeit noch relativ ungewöhnliche Marketing- & Merchandising-Kampagne angeheizt wurde. Der Film zählt wohl wie kaum ein anderer zur internationalen Popkultur (Stichworte: 'Golden Girl' Shirley Eaton, Handlanger Oddjob, der Aston Martin DB5 oder auch der "Lasertisch") und bildet nicht nur für die Nachfolger der Serie selbst eine einzigartige Blaupause.Goldfinger Poster (USA) Hauptverantwortlich dafür dürfte wohl der 1922 als Sohn englischer Eltern in Paris geborene Guy Hamilton sein, der hier bei seinem ersten von vier Bond-Filmen auf dem Regiestuhl Platz nimmt und den bereits etablierten Charme des britischen Geheimagenten und seiner Abenteuer stilistisch gekonnt und mit viel Augenzwinkern weiterentwickelt — der gute Mann scheint ohnehin ein angenehmer Zeitgenosse zu sein, soweit man das anhand des Audiokommentars & Bonusmaterials der DVD beurteilen kann.
In dem vor den visuell stets innovativ-ansprechenden Eröffnungstiteln laufenden und zur Regel gewordenen 'Minifilm' steckt bereits vieles von dem, was die Reihe ausmacht: bizarr-faszinierende Agenten-Gimmicks, Spannung, Action, Erotik & eine feine Prise britisch unterkühlter Humor. Gepaart mit einem exzellenten Ausstattungs-/Kulissendesign von Ken Adams, einer ebensolchen Kameraarbeit & Schnitttechnik sowie John Barrys nach wie vor beeindruckender Filmmusik ergibt sich eine reine Form der Unterhaltung, die bewusst auf tiefgründige Reflexion verzichtet und sich bestenfalls dezent an realem Weltbefinden anlehnt [hier u.a.: Bedrohung durch Rotchina ... siehe dazu auch 'FRWL']. Das Drehbuch von Bond-Veteran Richard Maibaum basiert auf Flemings siebtem, 1959 veröffentlichten Roman gleichen Titels; für die Verfilmung standen rund drei Millionen Dollar zur Verfügung (mehr als für beide Vorgänger zusammen), die rekordverdächtig nach bereits zwei Wochen eingespielt wurden.

Wie schon öfters angedeutet, fällt es mir relativ schwer, dem Flair der '60er nicht zu erliegen. Neben der Summe aus dem oben Genannten ist es aber vor allen Dingen auch Gert Fröbe, der das Ganze für mich zu einem Highlight werden lässt [er wird übrigens aufgrund seiner damals unzureichenden Englischkenntnisse synchronisiert ... eine unglaubliche Leistung eines gewissen Michael Collins!] — als Auric Goldfinger gibt er hier einen der (ich meine mit Abstand) charismatischten & 'besten' Schurken der Serie und auch sein Zusammenspiel mit Connery macht einfach Laune in diesem großartigen & mitreißenden Film!

DB5 & 007"Do you expect me to talk?"
— "No, Mr. Bond. I expect you to die!"

P.S.: Hab' den hier erwähnten Titel "Into Miami" mal der Boxbar. hinzugefügt.

Montag, 12. November 2007

Giù La Testa (DVD) | 8. November 2007

I — 1971 | Regie: Sergio Leone (...)

Giù La Testa Poster (F)


The revolution
is not a social dinner, a literary event,
a drawing or an embroidery;
it cannot be done with
elegance and courtesy.

The revolution
is an act of violence ...

Mao Tse-Tung





Obiges (nicht vollständiges) Zitat, das noch vor der Titelsequenz eingeblendet wird, zeigt gleich zu Beginn wohin die Reise geht in Leones fünftem (sagen wir mal bekannteren) Spielfim. Giù La Testa ist seine Antwort auf das beliebte Subgenre des sich in der Regel in & "an" Mexiko abspielenden Revolutionswesterns "all'Italiana" [s.a. Sollima-Western]. Durch die klare Aussage stößt diese allerdings bei den linken Kritikern auch im Rahmen einer europäischen Revolutionstradition und der studentischen Unruhen von '68 auf wenig Gegenliebe — der Name ist Programm, denn der Filmtitel bedeutet sinngemäß: Zieh' den Kopf ein und misch' Dich nicht ein. Leone, an sich ein unpolitischer Mensch, entmystifiziert den (auch und vor allem cineastischen) Revolutionsbegriff und lässt nach rund 75 Minuten einen seiner beiden Hauptcharaktere die ernüchternde Quintessenz simpel, aber prägnant vortragen: Die unterdrückte, revoltierende Klasse zieht ohnehin meist den Kürzeren und/oder beißt ins Gras, während auf der anderen Seite nur einige Wenige profitieren, bevor das Spiel von Neuem beginnt ...

John & Juan"My country is me and my family. (...) So please don't tell me about the revolutions."

Den politischen Kontext und (m)eine Meinung dazu jetzt mal völlig außer Acht gelassen: Giù La Testa ist der bis zu diesem Punkt reifste Leone-Film. Dass die Zeit der von 1964-'66 entstandenen, eher beschwingt unterhaltenden "Dollar-Trilogie" (Per Un Pugno Di Dollari | Per Qualche Dollaro In Più | Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo) vorbei war, wurde mehr oder weniger schon nach der nicht minder grandiosen Westernoper C'era Una Volta Il West (1968) klar, die den Auftakt der epischen (später so genannten) "Amerika-Trilogie" markierte. Obwohl Leone zunächst nur produzieren wollte, bildet der hier besprochene Film darin eine m.M.n. wunderbare Brücke zum erst 13 Jahre später verwirklichten Abschluss (und großen Wunschprojekt Leones) Once Upon A Time In America. Es mag oftmals schwerfallen, einen einzigen Favoriten zu benennen, aber für mich ist Giù La Testa (trotz zwei etwas 'sprunghafter' Stellen) nicht nur der beste Film des Regisseurs, sondern auch mein bis dato definitiver Lieblingsfilm ...

Sergio LeoneLeone zeichnet vor dem bereits erwähnten, allgegenwärtigen Hintergrund der mexikanischen Revolution des Jahres 1913 wie gewohnt ein im wahrsten Sinne des Wortes bombastisches Abenteuer mit atemberaubender Kulisse & Kameraarbeit (landschaftlich wird sich erneut der andalusischen Gegend um Almería bedient) — hinzu kommen hier aber keine vergleichsweise starren, archetypischen Protagonisten wie z.B. der 'Mann ohne Namen' der "Dollar-Trilogie", sondern mit dem Iren John H. Mallory und dem proletarischen Mexikaner Juan Miranda zwei Hauptcharaktere mit Vergangenheit, deren Begegnung zu einer jeweiligen Persönlichkeitsentwicklung und schließlich Freundschaft führt; ich muss wohl auch zugeben, dass ich eine Schwäche für 'Buddy Movies' habe. Es gibt eine Vielzahl melancholischer, fast schon poetischer Momente, die dem Film eine wunderbare und zuweilen dunkle Atmosphäre verleihen, die sich einem vielleicht nicht gleich bei der ersten Sichtung erschließt, dafür aber umso länger nachwirkt.
Der Autor der Leone-Pflichtlektüre "Sergio Leone: Something To Do With Death" (und Rektor des Royal College of Art in London) Sir Christopher Frayling sagt in dem höchst empfehlenswerten Audiokommentar zum Film: "[Sergio Leone is] one of the greatest storytellers that the movies have ever produced.". Dem möchte ich zwar nicht widersprechen, aber von dem dafür mitverantwortlichen Ensemble sollte bzw. muss an dieser Stelle nicht nur Drehbuchautor Sergio Donati (neben Luciano Vincenzoni) erwähnt werden, sondern auch die beiden von der amerikanischen Verleihfirma geforderten "großen Namen" James Coburn & Rod Steiger. In der ursprünglich von Donati Eli "Tuco" Wallach auf den Leib geschriebenen Rolle des impulsiven und einfachen, mexikanischen Banditen Juan Miranda liefert Steiger eine m.M.n. unglaubliche Leistung ab; Coburn ist kaum weniger charismatisch, wenn ihn die Geister und Erinnerungen seiner Vergangenheit einholen und er im Verlaufe des Films zunehmend den Glauben an seine Ideale verliert.

Auf den Seiten der IMDb schreibt ein Nutzer: "Probably the best unknown movie ever made." und: "Here is a tragedy — a great film doomed by a terrible title." Dass das erste Zitat eine gewisse Gültigkeit besitzt, ist in Teilen wohl dem Hickhack um den Filmtitel geschuldet. In einer Art Übersetzung des italienischen Originals zunächst als Duck, You Sucker in den englischsprachigen Ländern (mit dem ausdrücklichen Wunsch Leones selbst) veröffentlicht, wurde der Titel nach schwacher Resonanz in A Fistful Of Dynamite geändert, um an alte Erfolge anzuknüpfen. Dass damit letztlich völlig falsche Assoziationen beim Publikum geweckt wurden, liegt bei diesem ernsteren Leone-Streifen leider auf der Hand. Der (anscheinend) ursprüngliche Drehbuchtitel wurde einzig von den Franzosen übernommen (s. Poster oben), unterstreicht den Terminus "Amerika-Trilogie" und passt sowieso eindeutig am besten: Es war einmal ... die Revolution [der deutsche Titel lautet übrigens Todesmelodie].
Abschließend noch eine im umfangreichen & hochinteressanten Bonusmaterial der DVD zum Besten gegebene Anekdote: Sergio Donati beklagt darin eine Art "David-Lean-Komplex" bei Leone und seinen Hang zu immer aufwändigeren Filmen — wenn ich mir u.a. Giù La Testa so ansehe, mache ich ihm dafür nicht mal ansatzweise einen Vorwurf ...!

Giù La Testa OSTLast but not least: In den diversen, obigen Aufzählungen fehlt natürlich noch ein Name, dessen Beitrag nicht im Geringsten zu unterschätzen ist: Ennio Morricone. Seine Musik trägt zu keinem unwesentlichen Teil zu meiner überschwänglichen Meinung über den Film bei. Dieser Soundtrack zählt nach wie vor mit zu den schönsten Hörerlebnissen, die ich persönlich bisher hatte — eine geniale Melange aus Melancholie & Verspieltheit, die für mich mehr ist als reine, filmische Begleitmusik. "Invenzione Per John" ist nicht ohne Grund in der Boxbar. gelandet ...

Dienstag, 6. November 2007

Children Of Men (DVD) | 30. Oktober 2007

GB·USA — 2006 | Regie: Alfonso Cuarón (...)

Children Of Men Poster (USA)
As the sound of the playgrounds faded, the despair set in ...

Winter 2027. Die Menschheit steht durch eine seit 18 Jahren herrschende Fortpflanzungsunfähigkeit genauso wie die zugrunde gerichtete Erde vorm endgültigen Kollaps. Verzweiflung, Chaos und Anarchie machen sich nicht nur auf der sich komplett abschottenden britischen Insel breit. Aus der chronischen Alltagslethargie wird Theo Faron (Clive Owen) schließlich gerissen als er von seiner eine Aktivistengruppe führende Ex-Frau gebeten wird, die wohl letzte & einzige Hoffnung auf eine Zukunft in Sicherheit zu bringen ...

Über diesen Film gibt es im Grunde nur Lob auszuschütten. U.a. drei Oscar-Nominierungen in den Kategorien Kamera, Schnitt und adaptiertes Drehbuch unterstreichen zumindest einen Teil der Stärken. Letzteres basiert auf einem Roman der erfolgreichen, englischen (ansonsten Kriminal-)Autorin P.D. James. Die Zukunftsvision und die sich daraus ergebende Grundstimmung von Children Of Men ist m.M.n. fast schon unheimlich überzeugend; ich kenne eigentlich keinen anderen Film, der unsere Gegenwart und ihre Entwicklung(en) derart beklemmend und ohne Schnick-Schnack in ein glaubwürdigeres "Dystopia" extrapoliert.

The Miracle"Even if they discovered the cure for infertility, it doesn't matter. Too late ... world went to shit. You know what? It was too late before the infertility thing happenend, for fuck's sake."

Dazu trägt wohl auch die oft verwendete Handkameraoptik bei, mit deren Hilfe atemraubende Sequenzen in Echtzeit inszeniert werden und die den Zuschauer durch diesen quasi-dokumentarischen Stil stets mittig am Vorder- & Hintergrundgeschehen des Bildausschnittes teilhaben lässt. Clive Owen als desillusionierter, aber wiederbelebter "Mensch mit Herz & Instinkt" und der einen Alt-Hippie (wie üblich großartig) spielende Sir Michael Caine sind für mich schauspielerisch hervorstechend. Musikalisch sind John Taveners melancholisch-hoffnungspendende "Fragments Of A Prayer" (u.a.) ebenso wunderbar, wie die den Zeitgeist einfangende Auswahl an Popmusik — Franco Battiatos Interpretation von Stones' "Ruby Tuesday" kann einem an gegebener Stelle schon Tränen in die Augen treiben ... genauso wie dieser eigentlich in allen Belangen herausragende und vielschichtige Film.

Donnerstag, 1. November 2007

Boxbar.

Web 2.0 galore. Hab' in die Seitenleiste mal ein nettes Gimmick gefriemelt und dabei wieder was gelernt in Sachen html-Kot-Bearbeitung (hat sogar Spaß gemacht!). Jetzt kann man sich beim Stöbern & Lesen dieses Blogs betüdeln lassen — ich hoffe doch angenehm, denn die (vorerst drei) ausgewählten Stücke gehören u.a. definitiv zu denen, die ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde ... deshalb: negatives Feedback nicht erwünscht!!!

Im Ernst: Wünsche werden gerne angenommen und nach Möglichkeit erfüllt. Bitte melden ...

Hintergrund des Ganzen war, dass ich vor einiger Zeit für meine Cinefacts-Forumssignatur einen (neudeutsch) "mp3-Filehoster mit Direktlink-Funktion für lau" suchte. Gefunden habe ich keinen (hat jemand 'nen Tipp?), bin aber bei der Suche auf Box.net gestoßen (die bieten z.B. die Direktlink-Funktion nur gegen Bares an [ohne mich], sind aber soweit ich das bisher beurteilen kann, wirklich zu empfehlen!). Gestern dann durch ollen Martini Steve auf dieses Blog aufmerksam gemacht worden, dort dieses "Box-Widget" gesehen und gedacht: Ich auch! Et voilà — have fun.

P.S.: Mucketechnisch hier vielleicht noch der Hinweis auf The Big Easy — auch zum Runterladen ...

Dienstag, 30. Oktober 2007

The Fountain (DVD) | 20. August 2007

USA — 2006 | Regie: Darren Aronofsky (...)

The Fountain Poster (USA)

Lang, lang ist's her mit dem letzten Blogeintrag ... u.a. ein "Heimaturlaub" im September und das Warten auf den angekündigten, nachgeschobenen Audiokommentar des Regisseurs dieses Films hier waren der Grund.

Seit vergangenem Monat also auf der neuen Heimseite von Darren Aronofsky runterladbar, hab' ich mir den im Mai aufgenommenen AK dann endlich Mitte Oktober zum parallel laufenden Film angehört. Es spricht letztlich für den Meister, dass er sich darin trotz dieser unabhängigen Veröffentlichungsweise nicht über 'kreative Differenzen' mit ehemaligen Hauptdarstellern oder dem Filmstudio auslässt und vor allem, dass er sich ausschweigt über die Bedeutung(en) seines dritten Spielfilms. Allerdings hätte ich mir schon gewünscht, dass etwas mehr Information zur Entstehung und Entwicklung dieses alles in allem rund sieben Jahre dauernden Projektes rüberkommt — schlussendlich geht das Ganze m.M.n. nicht über das Attribut "ganz nett/interessant" hinaus. Dass der Kommentar aber überhaupt erstellt und veröffentlicht wurde, ist natürlich mehr als löblich.

Wie auch immer: Meine Meinung nach dem Kinobesuch (insbesondere die letzten beiden Absätze) hat sich dadurch nicht geändert. Hatte mich der Film damals mit einer Mischung aus ehrfürchtigem Staunen und wunderbarer Verwirrtheit zurückgelassen, so werden Struktur, Symbolik & Sinn nach inzwischen mehrmaliger DVD-Sichtung klarer, aber deswegen nicht weniger faszinierend. Vor allem habe ich jetzt erst erfasst, was für einen grandiosen Soundtrack Clint Mansell, das Kronos Quartet und die Glasgower Instrumentalrocker Mogwai hingeblättert haben, da mich seinerzeit hauptsächlich die visuelle & thematische Wucht in ihren Bann gezogen hatte.

Stichwort 'visuelle & thematische Wucht': Wie von Aronofsky gefordert, steht die Zeitlosigkeit der Ästhetik & optischen Effekte des Films der thematischen (auch durch den ganz bewussten Verzicht auf CGI) in nichts nach. Ich bin mir relativ sicher, dass die Arbeit der "(Optical-)FX-Männer" Peter & Chris Parks bzw. deren Mikro-/Makrokosmos-Fotografie in einigen Dekaden genauso den 'Test der Zeit' bestehen wird wie Aronofskys (O-Ton) "psychedelic Sci-Fi" — "a journey from darkness to light" ...

From Darkness to Light"All these years, all these memories, there was you. You pull me through time."

Sonntag, 19. August 2007

Corri Uomo Corri (DVD) | 17. August 2007

F·I — 1968 | Regie: Sergio Sollima (...)

Corri Uomo Corri Poster (I)Mexiko gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Der beliebte Präsident & Reformer Benito Juárez ist tot, sein Nach-Nachfolger General Díaz herrscht mit harter Hand, die ärmliche Landbevölkerung hat nichts zu lachen. Der kleine & gutherzige Gauner Cuchillo Sanchez kehrt in diesen unruhigen Zeiten in sein Heimatdorf zurück und landet prompt im Gefängnis. Sein Zellengenosse Ramirez, ein wichtiger Revoluzzer, bittet ihn, ihm zur Flucht zu verhelfen, bei der Ramirez schließlich stirbt. Vorher kann er Cuchillo aber noch den entscheidenden Hinweis zum Verbleib des Goldes geben, das Juárez noch vor seinem Tode nach Texas hat schaffen lassen. Doch Cuchillo ist bei Weitem nicht der Einzige, der davon weiß und hinter dem Gold her ist, so dass die Devise nur lauten kann:
Run, Man, Run!

Lauf um dein Leben (der deutsche Titel) ist der dritte & letzte der Sollima-Western "all'Italiana". Er lässt erneut den bereits aus La Resa Dei Conti bekannten und von Tomas Milian verkörperten Charakter Cuchillo einreiten, der diesmal den Spitznamen "Die Stechmücke" trägt und wieder mit anderer Stimme synchronisiert wird (aus welchen Gründen auch immer). Der Film ist im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern eher "leichtere Kost", ein komödiantisches & unterhaltend-abwechslungsreiches Western-Abenteuer, was neben Cuchillo vor allem an den beiden Frauenrollen (Chelo Alonso & Linda Veras ... nicht nur äußerlich eine Augenweide!)Gif um dein Leben und den teilweise skurrilen Szenen & Ideen liegt (Stichwort: Windmühle u.v.m.!). Trotzdem lässt auch Corri Uomo Corri Sollimas Blick für Hintergründiges nicht vermissen — das in Revolutionswirren verstrickte Mexiko wird als Tummelplatz verschiedenster Gruppen & Gestalten dargestellt: ob Soldaten, Revoluzzer, Banditen, Kopfgeldjäger oder (französische) Söldner ... die einfache Bevölkerung zieht meist den Kürzeren. Grandiose Landschaften, Schauplätze & Sets sowie eine hervorragende Kameraarbeit machen auch diesen Film visuell wieder zu einem Genuss; die Eröffnungssequenz (in Sachen "Spaghettiwestern" ja fast schon ein völlig eigenes Kapitel) ist an dieser Stelle mal erwähnenswert — Eugenio Lardani, der bereits für selbige bei Leones Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo verantwortlich zeichnete, hat hier ganze Arbeit geleistet — einfach klasse! Vertont wurde diesmal übrigens von Morricones musikalischem Ziehsohn Bruno Nicolai; der Titelsong wird von Milian persönlich intoniert ...
Auch wenn er alles in allem vielleicht ein wenig zu lang geraten sein mag, ist Corri Uomo Corri der m.M.n. perfekte Abschluss der Sollima-Western, da alle Filme in ihrer jeweils eigenständigen Art einen großartigen Querschnitt der Talente des Regisseurs abbilden.

Schicht im Schacht — ein Riesenkompliment noch an das österreichische DVD-Label Koch Media, das mit diesem Box-Set [Klick] aus den drei zuletzt rezensierten, ungeschnittenen & restaurierten Streifen eine absolute Genre-Perle veröffentlicht hat, die (fast) keine Wünsche offen lässt ... Chapeau!

Dienstag, 14. August 2007

Faccia A Faccia (DVD) | 11. August 2007

E·I — 1967 | Regie: Sergio Sollima (...)

Eröffnungstitel

Faccia A Faccia Poster (D)Halleluja — der Teufel hat Euch geritten!
Der deutsche Video- bzw. Wiederaufführungstitel zeigt deutlich, mit welchen Klischees der "Spaghettiwestern" aufgrund (zu) vieler (unter-)durchschnittlicher Produktionen zu kämpfen hat(te). Die Haltung, dieser Filmgattung peinlich-billige Titel zu verpassen, die (ob gewollt bzw. berechtigt oder nicht) minderwertige Ware suggerieren, wird auf dieser wunderbaren Seite herrlich persifliert, könnte allerdings im Falle des hier besprochenen Films kaum mehr fehl am Platz sein ...
Sollimas zweiter Western besitzt alles was das Genreherz begehrt (ja, auch Ennio Morricone ist erneut genussvoll zu vernehmen!), dürfte aber gleichzeitig auch zu den außergewöhnlichsten Vertretern zählen. Wie der Originaltitel andeutet, konzentriert sich der Film in hohem Maße auf die beiden Hauptcharaktere und deren wechselseitige Beziehung & Entwicklung — wohl ein Grund, warum der Regisseur Faccia A Faccia als einen seiner wichtigsten Filme bezeichnet.
Der zurückhaltende & gutbürgerliche Geschichtsprofessor Brad Fletcher (Gian Maria Volontè), der aus gesundheitlichen Gründen ins für ihn klimatisch vorteilhaftere Texas zieht, trifft darin unfreilwillig auf den berüchtigten Banditen Solomon 'Beauregard' Bennet (Tomas Milian). Sind zu Beginn beide aufgrund der äußeren Umstände aufeinander angewiesen, entwickelt sich im Verlaufe der Zeit ein gegenseitiges Interesse an den Einstellungen & Ansichten des jeweils anderen, das mehr & mehr auch das Handeln beeinflusst — mit dramatischen Folgen ...

Der Erfolg von La Resa Dei Conti verschaffte Sollima volle Freiheit bei seinem zweiten Film, der noch deutlicher charakterbasierte und gesellschaftskritische Züge trägt als sein Vorgänger. Das zusammen mit Leone-Kollaborateur Sergio Donati verfasste Drehbuch lässt kaum Wünsche offen und macht vor allem die Wandlung Fletchers vom minderwertigkeitszerfressenen Pazifisten zum machtbesessenen Bandenführer anhand z.T. bildhafter Schritte hochinteressant/-spannend & transparent. So begeht dieser z.B. in Purgatory City, der 'Stadt des Fegefeuers', seinen ersten Mord, während Bennet dort seinen letzten Schusswechsel hat ... Die schauspielerischen Leistungen stehen dem Drehbuch allerdings in nichts nach: Volontès Darstellung von Fletcher, dessen Körper im gleichen Maße regeneriert wie seine moralische Haltung degeneriert, ist beeindruckend. Auch der Österreicher William Berger liefert eine bärenstarke Verkörperung des (real existierten) Pinkerton-Agenten Charlie Siringo ab. Milians ernster 'Beauregard' Bennet ist insgesamt unauffälliger und hat nichts mehr mit dem schlitzohrigen Habenichts Cuchillo des vorangegangenen Films gemein.

Ob ein gebildeter Intellekt einen Menschen zu noch größeren Perversionen befähigt als es ohnehin schon der Fall wäre, ist eine der diversen und interessanten Fragestellungen, die Faccia A Faccia aufwirft. Dass der Film dies ohne einen aufdringlichen, erhobenen Zeigefinger tut und zudem noch einfach klasse unterhält, ist eine beachtliche Kunst, die Sollima meisterhaft beherrscht.

Fletcher & Siringo"Wer ist gerecht?! Es gibt keine Gerechtigkeit! Das ist etwas, was Du erfindest, wenn Du die Macht hast, die Gewalt!"

Mittwoch, 8. August 2007

La Resa Dei Conti (DVD) | 4. August 2007

E·I — 1966 | Regie: Sergio Sollima (...)

La Resa Dei Conti Poster (E)In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erblicken drei Sergios in Rom das Licht der Welt, die ab der zweiten Hälfte der sechziger Jahre das Westerngenre quasi im Alleingang neu erfinden und mit ihren "Western all'Italiana" die meist unerreichten Prototypen einer ganzen Flut von Filmen darstellen — ohne 'Ausnahmen, die die Regel bestätigen' zu unterschlagen (Petroni, Parolini oder auch Castellari): die Rede ist von Leone, Corbucci und Sollima.
Deren staubig-verschwitzte Italowestern räumen gründlich auf mit den Mythen der Eroberung des amerikanischen Westens während des 19. Jahrhunderts und verwischen mit Brutalität und Zynismus die Grenzen zwischen "den Guten & den Bösen". Archetypische Charaktere, exzellente Drehbücher, eine einzigartige und innovative Kameraführung und nicht zuletzt mitreißende Filmmusik sind einige Punkte, die nicht nur dieses Genre revolutionierten und es bis heute unsterblich machen ...

Sergio Sollima (Jahrgang 1921) ist seit seiner Kindheit ein eifriger Kino- & Theaterbesucher. Im Alter von 19 tritt er dem Centro Sperimentale di Cinematografia bei, doch der Zweite Weltkrieg verhindert seinen Abschluss dort. Dem Wehrdienst kann er dank der Fürsprache des Direktors des Centros entgehen; seine ersten Meriten in der Filmbranche verdient er sich als Dokumentarfilmer für das Ministerium für Kriegspropaganda und als Autor bei dem von Vittorio Mussolini, dem Sohn des Duce, geleiteten Magazin Cinema, dessen Führungspersönlichkeiten größtenteils Antifaschischten und teilweise sogar Kommunisten sind — eine "typisch absurde italienische Besonderheit" wie Sollima selbst sagt. Diese Erfahrungen und die Tatsache, dass er noch zu Studienzeiten im Alter von 21 von seiner Freundin an das Regime verraten wird, prägen ihn nachhaltig und bilden die ideologische Basis bzw. Motivation für viele seiner Filme — auch und vor allem seiner Western.
Nach dem Krieg schreibt er erfolgreich Drehbücher für das Theater, so dass in der Folge auch Filmschaffende auf ihn aufmerksam werden. Sein Freund Sergio Leone stellt ihm schließlich dessen Produzenten Alberto Grimaldi vor, mit dem er dann (auch 1966) sein drittes & letztes Bond-Plagiat verwirklicht.

Ungleiches DuellNach dieser Agentenfilm-Serie ist es Grimaldi, der Sollima das Solinas-Drehbuch "Il Falco e la Preda" ("Der Falke und das Opfer"; vgl. das spanische Filmplakat) anbietet. Sollima arbeitet es nach seinen Vorstellungen um und La Resa Dei Conti (frei übersetzt: "Die Schlussrechnung"; deutscher Filmtitel: Der Gehetzte der Sierra Madre) wird der erste von drei aufeinanderfolgenden Sollima-Western.
Der alternde, stets als verlängerter Arm des Gesetzes agierende und geachtete Kopfgeldjäger Jonathan Corbett (Italowestern-Veteran Lee Van Cleef) lässt sich darin vor den Karren eines wohlhabenden Spekulanten spannen, der Corbett zu einem Senatorposten verhelfen will, damit dieser von höchster Stelle aus seine Eisenbahnbaupläne unterstützen kann. Corbett willigt im Glauben an die grundsätzlich gute Sache ein, soll allerdings vorher noch den Mexikaner Cuchillo 'Das Messer' Sanchez zur Strecke bringen, einen beschuldigten Vergewaltiger und Mörder einer Minderjährigen. Chuchillo (Tomas Milian) gelingt es im Verlaufe der Jagd ein ums andere Mal, Corbett zu entwischen bzw. ihn bei ihren diversen Begegnungen davon zu überzeugen, dass die Dinge anders liegen als sie scheinen ...

Der Film macht so viel Laune, dass ich ihn gleich drei Mal in Folge geguckt habe ... das Drehbuch lässt keine einzige Sekunde Langeweile aufkommen und ist genauso verschmitzt-intelligent & abwechslungsreich wie das von dem wirklich großartig aufspielenden Kubaner Milian verkörperte Schlitzohr Cuchillo. Milian, eigentlich aus dem "seriösen Fach" kommend, spielt hier seine zweite Italowestern-Rolle — viele sollten folgen. Sollima zeigt mit der episodenhaften Darstellung und den Ereignissen während der Hetzjagd sowie den Charakterentwicklungen seine Herkunft als Mann des Theaters und gleichzeitig sein Auge für Strukturen einer Gesellschaft und deren teilweise verschrobener Moral. Es ist einfach nur interessant zu beobachten, wie sich das Verhältnis zwischen Jäger & Gejagtem, zwischen Herrschenden & Beherrschten bis hin zum grandiosen Finale entwickelt und der einfache Cuchillo Corbett zu späten Einsichten verhilft — großes Kino!
Muss ich eigentlich noch erwähnen, dass Morricone dem Ganzen auch wieder magische musikalische Momente verleiht?!

Diese Kritik hier bezieht sich übrigens auf die ungeschnittene Fassung mit einer Lauflänge von 105 Minuten, doch dazu später mehr.

Milian|Van Cleef"An Ihrer Stelle würde ich sagen: Lassen wir den armen Hund laufen, er hat's schwer genug ..."
"Hm ... an Deiner Stelle würd' ich das auch sagen, das ist verständlich. Aber Du wirst doch nicht so einfältig sein zu glauben, dass ich Dich laufen lasse."

Mittwoch, 1. August 2007

Diabolik (DVD) | 27. Juli 2007

F·I — 1968 | Regie: Mario Bava (...)

Diabolik Poster (I)














If you didn't see him ... he's there.

Das Auge isst mit bei dem künstlerisch vielseitig begabten Mario Bava, der seine Filmkarriere als Kameramann beginnt und als Regisseur von Low-Budget-Horrorstreifen heutzutage fast schon folgerichtig zum kultigen 'Meister des Makaberen' avanciert ist (zugegebenermaßen nicht zwingend mein Lieblingsgenre — ich habe bisher auch nur sein 1960er Werk Die Stunde, wenn Dracula kommt auf ARTE sehen können).

Wie dem auch sei ... 1967 drückt ihm der italienische Produzentenmogul Dino De Laurentiis drei Millionen Dollar in die Hand, um im Zuge von Batman und James Bond den (bis heute) in Italien äußerst beliebten Comic Diabolik zu verfilmen. Der seit 1962 von einem Mailänder Schwesternpaar herausgebrachte 'Fumetti' beschreibt die Abenteuer des hedonistischen Meisterdiebs Diabolik, der von den Reichen nimmt, um es in erster Linie sich und seiner Geliebten Eva zu geben bzw. damit seinen schnieken Lebensstil zu finanzieren. Bava, gewohnt aus kleinen Budgets Großes zu zaubern, verwirklicht den Film für weniger als ein Sechstel der veranschlagten Summe, so dass De Laurentiis den Rest gleich in ein Sequel investieren will. Der Regisseur hat zum einen allerdings kein Interesse, da er lieber verantwortungsbefreiter "im Niedriglohnsektor" arbeitet, zum anderen hält sich der kommerzielle Erfolg an der Kinokasse in Grenzen, da das Ganze (auch vor dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Umstände wie z.B. europäischer Studentenrevolten) als Kitsch abgetan wird.

Bava Bravoura

Was aus damaliger Sicht nachvollziehbar ist, wird in der Retrospektive und einer vielleicht etwas verklärten Sichtweise auf die "Goldenen '60er" zum genauen Gegenteil: Bava brennt mit Diabolik ein Stil- & Farbenfeuerwerk ersten Ranges ab. Das Set- & Sounddesign (ersteres z.T. durch optische Effekte von Bava selbst genial verstärkt), die Kamerawinkel & -einstellungen, die Darstellung von Erotik [Marisa Mell ...] und (einigen) Gewaltszenen sowie die cartoonhaften Charaktere [Terry-Thomas vs. Michel Piccoli] machen diese Comicadaption bis dato zu einer der gelungensten überhaupt — allerdings weiß der Film neben diesen äußerlichen Kriterien (die wohl ausschlaggebend waren für die diabolische Verwurstung in Beastie Boys' "Body Movin'" Musikvideo) auch handlungs- & spannungstechnisch mit Bondesquem Charme zu überzeugen. Zum ultimativen Spaß wird es (einmal mehr) endgültig durch die swingend-exotische Filmmusik vom Meister aller Klassen Ennio Morricone (letztlich bin ich durch ihn und den gutsten Martini Steve auf diesen Film gestoßen [was übrigens auch für Grand Slam gilt]) ... und da es aus mehr oder weniger verständlichen Gründen (noch?) keine offizielle Veröffentlichung gibt (/geben kann), kann man sich den Soundtrack unter diesem Link runterladen. Abschließend mal ein dickes Lob an Paramount für eine herausragende DVD-Umsetzung!

... und wieder einmal gilt: Textlänge proportional zum Gefälligkeitsgrad des Films — Scheisendreck!

Montag, 16. Juli 2007

Dog Soldiers (DVD) | 10. Juli 2007

GB·L — 2002 | Regie: Neil Marshall (...)

Dog Soldiers Quad Poster (GB)Last but not least — es hat sich ausgewichtelt.

"Ein Soldatenfilm mit Werwölfen und kein Werwolffilm mit Soldaten ...", so der Regisseur über sein Spielfilmdebüt — und dieses darf man m.M.n. durchaus als gelungen bezeichnen, denn Dog Soldiers hebt sich tatsächlich wohltuend von vielen effekthascherischen, oberflächlichen Horrorfilmen ab.

Ordentliche Schauspielerleistungen, interessante Kameraarbeit, ein gutes Drehbuch, das u.a. die handelnden Personen & deren Beziehungen untereinander in den Vordergrund rückt und zudem genügend genretypische Elemente inkl. 'Gorefaktor' & Action runden die Sache ab ... solide Unterhaltung im Wolfspelz.

Point Of No Return (DVD) | 8. Juli 2007

USA — 1993 | Regie: John Badham (...)

Point Of No Return Poster (USA)Three down, two to go — der Wichtel ist gemeint ...

The government gave her a choice:
Death or life as an assassin.
Now, there's no turning back.

Die kleine, süße Bridget Fonda mimt in diesem Remake von Luc Bessons Nikita die straffällig gewordene Drogenabhängige, deren Resozialisierungsmaßnahme darin besteht, sie zu einer Auftragskillerin der Regierung zu machen — Codename: Nina [... Simone, die schickerweise gleich einen Großteil des Soundtracks ausmacht]. Aufpasser/Ausbilder Bob (immer wieder gerne gesehen: Gabriel Byrne) muss allerdings zur Kenntnis nehmen, dass sein attraktiver Schützling nicht wirklich zu zähmen ist ...

Trotz guter Besetzung und einer überzeugend spielenden Fonda ist mir die Atmosphäre des Films alles in allem doch zu steril & 'stylish' (typisch für die '90er?), so dass mich das Ganze eher neugierig auf die originäre Umsetzung von Besson macht.
Witzig: Harvey Keitel gibt hier wie auch ein Jahr später in Pulp Fiction den 'coolen Cleaner'.

Freitag, 29. Juni 2007

Predator (DVD) | 26. Juni 2007

USA — 1987 | Regie: John McTiernan (...)

Predator Poster (USA)

There's something out there waiting for us ... and it ain't no man.

Ja, dieses Filmplakat sieht richtig scheiße aus und es passt damit rein optisch bestens in die '80er Jahre. Allerdings waren die '80er auch das Jahrzehnt reinrassigster & kompromissloser Actionfilme und diesbezüglich war es ziemlich eindeutig das Jahrzehnt der steirischen Eiche Arnold Schwarzenegger — angefangen bei Conan The Barbarian, über The Terminator bis hin zu The Running Man (um nur einige zu nennen) ...

Predator, McTiernans zweite Regiearbeit und diejenige vor seinem ultimativen Hit Die Hard, ragt für mich aus verschiedenen Gründen aus all dem Genannten heraus:
Jäger & GejagterSchon mit der an Star Wars erinnernden Eröffnungssequenz, der anschließenden kurz-knackigen Filmsynopsis und dem mit Little Richards "Long Tall Sally" unterlegten Helikopterflug zum Einsatz wird klar, dass hier ein Genremix aus Science-Fiction, '80er-Action der feinsten Sorte und (wie sich rausstellen wird) horrormäßiger Spannung geboten wird. Darüber hinaus fasziniert (mich zumindest) schlicht & einfach die Basisstory des extraterrestrischen Trophäensammlers gegen die "sieben kleinen Negerlein" einer Kommando-Spezialeinheit sowie deren Charaktere inklusive dem des Predators selbst (von Kreaturen-Meister Stan Winston). Die Rolle des Ex-Gouverneurs von Minnesota Jesse 'Goddamn Sexual Tyrannosaurus' Ventura stellt hier in Sachen Testosteron- & Einzeiler-Verteilung alles in den Schatten ...!
Die (Dschungel-)Atmosphäre, ein letztlich simples, aber gelungenes Drehbuch und die effektvoll-brachiale Musik von Alan Silvestri sind weitere Zutaten, die diesen Film zu etwas Besonderem und Spaß ohne Ende machen.

You're hit. You're bleeding, man.
— I ain't got time to bleed.

Montag, 25. Juni 2007

Schindler's List (DVD) | 17. Juni 2007

USA — 1993 | Regie: Steven Spielberg (...)
Schindler's List Poster (USA)












The list ... is life. All around its margins lies the gulf.

Oskar Schindler* — NSDAP-Mitglied, Geschäftsmann, Bonvivant ... ein hedonistischer Opportunist, dem der Krieg gerade recht war, um daraus persönliches Kapital zu schlagen. Eines kann man dem "Mitschwimmer" allerdings nicht vorwerfen: verloren gegangene Menschlichkeit, mangelndes, rudimentäres Unrechtsbewusstsein und fehlender Mut zur Entscheidung in all dem unsäglichen Wahnsinn und Leid, das sich rundherum abspielen sollte und abspielte. Die blanke und unideologische Erkenntnis bringt Schindler im Verlauf der Zeit dazu, dem Genozid der Juden durch die Nazis das ihm Mögliche entgegenzusetzen und auf diese Weise Leben zu retten ...Arbeitslager Płaszów
Eine filmische Umsetzung der Holocaust-Thematik kann wohl immer nur ein kleiner Ausschnitt, eine kleine Episode dieser monströsen Tragödie sein, von der ich nach wie vor glaube, dass man sie nicht wirklich begreifen kann; dies ist m.M.n. auch mit ein Grund, warum solche Filme eher zwiespältig aufgenommen werden (für mich umso erstaunlicher, dass Schindlers Liste in der ja doch ansatzweise repräsentativen IMDb so prominent platziert ist). Regisseur Spielberg ist mit seiner auf dem Thomas-Keneally-Roman "Schindler's Ark" basierenden Verfilmung einer ebensolchen historischen Episode ein wie ich finde ehrlicher und bewegender Einblick gelungen. Ein Einblick, der einen auch durch die Schwarz-Weiß-Darstellung, die Handkameraoptik, eine passende, melancholische Filmmusik von John Williams und hervorragende Schauspielerleistungen von Neeson (Schindler), Kingsley (Itzhak Stern), Fiennes (als hoffnungslos überforderter Soziopath Amon Göth) u.a. emotional tief beeindruckt und fassungslos zum Nachdenken bringt.

Neeson|Kingsley"By law I have to tell you, sir, I'm a Jew."
"Well, I'm a German. So there we are."

* An dieser Stelle mal Grundsätzliches in diesem Blog: Dass Wikipedia nicht der Weisheit letzter
Schluss ist, sollte klar sein; allerdings denke ich auch, dass es schlechtere Alternativen gibt, um sich
einen ersten thematischen Überblick zu verschaffen.

Dienstag, 19. Juni 2007

The Big Easy

... so lautet der Name einer 'Kompilation', die ich die Tage für zwei gute Bekannte anlässlich deren Geburtstage als Geschenk zusammengestellt habe.
Die Musik stammt dabei aus meiner mittlerweile doch recht ansehnlichen Sammlung an sogenanntem Easy Listening oder Lounge — beides Begriffe, die heutzutage leider mehr oder weniger inflationär missbraucht werden; allerdings nicht in diesem Fall ...
Basis der Sammlung sind u.a. so hervorragende Samplerserien wie Easy Tempo, The Mood Mosaic oder Dusty Fingers (dies ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was in dieser Richtung an großartigen Veröffentlichungen verfügbar ist ...).

Zeitlicher Schwerpunkt der Zusammenstellung hier sind die '60er & '70er Jahre, stiltechnisch reicht die Palette u.a. von Big Band Swing/Jazz über Soundtracks und sog. Library Music bis hin zu Exotica.

Langer Rede kurzer Sinn — hier die Titelliste:

1) Roy Budd - Goodbye Carter! (aus dem Film Get Carter, 1971) | 3:42
2) Reg Tisley & John Gray - Jumbo Waltz | 2:55
3) Syd Dale - The Penthouse Suite | 1:56
4) The Dierdre Wilson Tabac - I Can't Keep From Crying Sometimes | 3:24
5) Augusto Martelli - Mood (aus dem Film Il Dio Serpente, 1970) | 3:03
6) Bert Kämpfert & His Orchestra - Afrikaan Beat | 2:29
7) Armando Sciascia - Estasi Tropicana (aus dem Film Tropico Di Notte, 1961) | 2:30
8) The Buddy Rich Big Band - Wack Wack | 3:18
9) John Barry - Into Miami (aus dem Film Goldfinger, 1964) | 0:59
10) David Lindup - The Zodiac | 3:09
11) Jacknife Lee - Here Kitty Kitty | 3:47
12) Kent Schneider - The Church Is Within Us, Oh Lord | 2:49
13) Hingrass - Los Palos | 3:15
14) Armando Trovajoli - Theme For A Murderer (aus dem Film A Special Magnum For Tony Saitta,
1976) | 2:26
15) David Axelrod - Holy Thursday | 5:31
16) Stelvio Cipriani - Papaya (aus dem Film La Polizia Ha Le Mani Legate, 1974) | 2:35
17) Pucho & The Latin Soul Brothers - Walk On By | 2:36
18) Kenny Baker & Roland Shaw Orchestra - Soul Sauce | 2:41
19) Les Baxter - One Thousand Cockatoos | 2:31
20) Alan Hawkshaw - Dave Allen At Large | 1:51
21) Jerry Goldsmith - Galaxy A-Go-Go (Or Leave It To Flint) [aus dem Film Our Man Flint, 1966] | 2:16
22) Duke Pearson - Ground Hog | 3:06
23) Piero Umiliani - Kenya | 4:28
24) Herbie Hancock - Bring Down The Birds | 1:47
25) Sven Libaek - Misty Canyon | 2:44
26) Michel Polnareff - Voyages | 2:52
27) Ennio Morricone - Ridevi (gesungen von Milva) [Cover des Stückes Amore Come Dolore aus
dem Film Le Foto Proibite Di Una Signora Per Bene, 1970] | 3:36

Das Ganze gibt's hier auch zum Runterladen & Anhören (falls nicht mehr, bitte kommentierend weinen); Laufzeit: 78:27.
Kommentare erwünscht — viel Spaß!

Freitag, 15. Juni 2007

The Chronicles Of Riddick (DVD) | 13. Juni 2007

USA — 2004 | Regie: David Twohy (...)

The Chronicles Of Riddick Poster (USA)Auch diese DVD stammt aus der Rubrik "Weihnachtswichteln mit Cinefacts" ...

Testosteron-Titan Vin Diesel alias Richard B. Riddick muss sich in diesem Film seiner Vergangenheit und (wenn auch wie üblich widerwillig-pflichtbewusst) den durch's Universum marodierenden, sektenhaften Necromongern stellen. Dabei gibt es gewohnt markig-sonore Einzeiler, ambitionierte Action in Musikvideoästhetik und visuelle Effekte satt, so dass die Entscheidung "Convert or Fight" für Riddick kein wirkliches Problem darstellt.

Schon bei der Eröffnungssequenz wird klar, dass das Ganze hier in Sachen Ausstattung & Setting nur noch bedingt etwas mit dem "Independent-Gefühl" des Vorgängers zu tun hat, dem atmosphärisch durchaus ansehnlichen & interessanten Sci-Fi-Survival-Film Pitch Black. Chronicles kann zwar diesbezüglich in Ansätzen mithalten, aber ich konnte mich ab & an nicht dem Eindruck erwehren, dass an einigen Stellen übers Ziel hinausgeschossen wurde.

Alles in allem geht der Film auch ohne einen Sequel-Vergleich schon in Ordnung, aber für einen Verbleib in meiner Sammlung reicht das nicht.

Crematoria"There's gonna be one speed ... mine.
If you can't keep up, don't step up — you'll just die."

Mittwoch, 13. Juni 2007

Mimic 2 (DVD) | 11. Juni 2007

USA — 2001 | Regie: Jean de Segonzac (...)

Mimic 2 Poster (USA)Dieses filmische Kleinod habe ich ebenfalls (wie schon KOH) der Weihnachtswichtel-Aktion des Cinefacts-Forums zu verdanken ... und da ich das gute Stück nicht ungesehen loswerden wollte, folgt jetzt hier anstandshalber auch ein (diesmal tatsächlich kurzer) Eintrag ins 'FTB'.

Keine Ahnung, ob man dafür den von Guillermo del Toro (El Laberinto Del Fauno) verfilmten Vorgänger dieser "Mutti Natur schlägt zurück"-B-Produktion gesehen haben sollte, aber mich konnte weder die dünne Story, noch die mageren Schauspielerleistungen/Dialoge überzeugen. Und nur wegen eines höheren Trashfaktors kann ich mich per se auch nicht für einen Film begeistern (Ausnahmen bestätigen die Regel); bis auf teilweise ganz anständige Effekte gibt's hier m.M.n. nichts zu sehen — bitte gehen Sie weiter.

... und der Neger da hat mitgemacht.

Test eins, zwo ...: Mal YouTube hier ins Blog einbauen.
[Beitrag am 1. Februar 2010 umgestellt auf eigenen Speicherplatz (seit 28.12.'10 neu) + NonverBlaster:hover.]

Und um ein wenig Abwechslung reinzubringen, gibbet was aus der guten, alten Axel Döpfner Show (also noch lange bevor Flitzpiepe Pocher ans Lustigsein dachte):

Dirty Harry

... zu einer Zeit als Peter Rütten noch das "Comedyzepter" der Show in der Hand hatte [Rütten ist auch jener welcher für "Die Klinsmännchen" verantwortlich zeichnet ...].

Wohl an: Viel Spaß beim flashigen Abhotten.










Dienstag, 12. Juni 2007

The Lord Of The Rings Trilogy — S.E. Editions (DVD) | 30. Mai 2007

NZ·USA — 2001 — The Fellowship Of The Ring | Regie: Peter Jackson (...)
NZ·USA — 2002 — The Two Towers | Regie: Peter Jackson (...)
NZ·USA — 2003 — The Return Of The King | Regie: Peter Jackson (...)


TFOTR Poster (USA) TTT Poster (USA) TROTK Poster (USA)

Three Rings for the Elven-kings under the sky,
Seven for the Dwarf-lords in their halls of stone,
Nine for Mortal Men doomed to die,
One for the Dark Lord on his dark throne
In the Land of Mordor where the Shadows lie.
One Ring to rule them all, One Ring to find them,
One Ring to bring them all and in the darkness bind them
In the Land of Mordor where the Shadows lie.


Ähnlich wie Christopher Lee versucht, einmal jährlich den Ring zu lesen, verspüre ich auch in regelmäßig unregelmäßigen Abständen das Verlangen, mich für einen Tag nach Mittelerde zu verabschieden — jetzt war es mal wieder soweit ...

Ich hatte über die Jahre zwar schon einiges von dem Faszinosum Der Herr der Ringe vernommen, war aber aufgrund des Genres gepaart mit meiner (leider chronischen) Lesefaulheit immer nur bedingt interessiert.Der Eine Ring
Dann: 19. Dezember 2001. Erster (von mehreren) Kinobesuch(en) für Die Gefährten — seitdem muss ich schon zugeben, dass es mich erwischt hat(te) ...
Glücklicherweise hatte ein Kollege die drei Bücher im Regal stehen [diese alte Carroux-Übersetzung]; die Freizeit zwischen den Jahren wurde genutzt und ich las die Trilogie (die bei der Erstveröffentlichung [UK: Juli 1954 | USA: Oktober '54] nur aus drucktechnischen Gründen als solche angelegt wurde) in etwas über 10 Tagen durch — ohne Zweifel mein persönlich genialstes Leseerlebnis bisher.
Inzwischen habe ich sowohl den Ring, als auch den Hobbit und das Silmarillion, die Genesis Mittelerdes, mehrfach gelesen und dabei wird es nicht bleiben ...
Den Ring besitze ich nur auf englisch: die in rotes Leder gebundene und mit einem massiven Schuber versehene Houghton Mifflin Co. Ausgabe hielt und halte ich für eine der schönsten/zeitlosesten; das enstprechende Hobbit-Pendant werde ich mir noch zulegen, genauso wie eine englische Ausgabe des Silmarillion [mein derzeitiger Favorit ist die von Easton Press, die bei eBay immer mal wieder zu bekommen ist].

Sam & FrodoOhne jetzt an dieser Stelle großartig auf das "Phänomen Ring" einzugehen, so ist es trotzdem beeindruckend, dass dieses von 1936-'49 entstandene Werk eines britischen Philologie-Professors Generation um Generation in seinen Bann zieht und zum weltweit wohl bekanntesten Stück Literatur des 20. Jahrhunderts wurde. Für mich ist ein Schlüssel dazu schlicht & ergreifend das, was Tolkien selbst auch u.a. im Vorwort des Buches beschreibt: trotz all seiner persönlichen Erfahrungen während des 1. Weltkrieges und unter dem Eindruck des 2. Weltkrieges während der Schreibphase(n), ist der Ring eben keine deutbare Allegorie auf zeitgeschichtliche Umstände. Natürlich lassen sich diverse Erklärungsansätze finden, die mehr oder weniger direkt das Leben Tolkiens reflektieren, aber letztlich ist es m.M.n. eine Geschichte über tiefste menschliche Gefühle und Werte, deren Reiz darin liegt, dass jeder Mensch etwas damit anfangen und seine persönlichen Erfahrungen darin einbringen kann — der Ring bleibt trotz der unglaublichen Komplexität und komplizierten Erzählstruktur einfach zeitlos.

BaumbartIch denke, Peter Jackson, seine Frau Fran Walsh und Drehbuch-Co-Autorin Philippa Boyens waren bei der filmischen Umsetzung dieses (nach wie vor unverfilmbaren) Buches in genau diesen Punkten erfolgreich. Auch wenn einige "Verfremdungen" vorgenommen wurden (beispielsweise Arwen; Faramir; das Auftauchen der Elben bei der Schlacht um Helm's Deep oder der Wegfall des Charakters Tom Bombadil), so sind diese (vielleicht mit Ausnahme Baumbarts bzw. dessen Entscheidung[en]) nachvollziehbar und akzeptabel — doch viel wichtiger: das "Gefühl" der Geschichte und Mittelerdes wurde nahezu so perfekt eingefangen, dass es gelungen ist, aus dem zeitlosen Buch- ein zeitloses Filmerlebnis zu machen (und das will bei einer Nettolauflänge von knapp elf Stunden schon was heißen ...).

Neben den unzähligen Talenten und Künstlern, die das Buch auf die Leinwand brachten, sei hier speziell der Filmkomponist genannt: Howard Shore.
Den epischen Ausmaßen der Vorlage und der Filme ist die Ring-Musik des Kanadiers mehr als gewachsen & würdig bzw. trägt sie wie bei eigentlich jedem herausragenden Film einen großen Teil zum Erfolg bei.
An den derzeit wie die Filme im Jahrestakt veröffentlichten Complete Recordings der Trilogie führt für Filmmusikliebhaber und Sammler kein Weg vorbei — atemberaubend & grandios ... an dieser Stelle müssen diese Adjektive mal erlaubt sein. Möchten Sie mehr wissen?
TFOTR: Klick + Klack | TTT: Klick + Klack | TROTK: Klick + Klack.

Ansonsten gilt auch für diesen Text sinngemäß der letzte Absatz meines KOH-BeitragesMichael Pellerin ist in diesem Zusammenhang lobend zu erwähnen: Wahnsinn ...

Zum Abschluss und der Vollständigkeit halber anbei noch folgende Links:
TheOneRing®.net | The Encyclopedia of Arda | Ardapedia (deutsch)

Montag, 21. Mai 2007

Lady In The Water (DVD) | 14. Mai 2007

USA — 2006 | Regie: M. Night Shyamalan (...)

Lady In The Water Poster (USA)

There is no originality left in this world, Mr. Heep.
That is a sad fact I've come to live with.

Obiger Satz stammt aus dem Munde Harry Fabers; einer der vielen charakterlich sehr unterschiedlichen Bewohner eines sterilen Mietshauses in Philadelphia/PA (Shyamalans Heimat sowie Dreh- & Handlungsort der meisten seiner Filme). Dass sie alle Teil einer mystischen, märchenhaften Geschichte werden, um der Seenymphe Story zu deren Heimreise in ihre Blaue Welt zu verhelfen, ahnt zunächst keiner von ihnen. Und ähnlich wie die Figuren im Film, muss sich wohl auch der Zuschauer Schritt für Schritt darauf einlassen, dass Lady In The Water der ungewöhnlichste Film in der hervorragenden Reihe ungewöhnlicher Filme Shyamalans ist.

Rätsellöser"Do you wish to know your future?"

Die Idee, eine ursprüngliche Gute-Nacht-Geschichte für seine beiden Töchter zu verfilmen, ist neben der Tatsache, dass sich dies nur ein erfolgreicher Filmemacher wie Shyamalan 'leisten' kann, auch mutig — Das Mädchen aus dem Wasser schnitt an der Kinokasse und bei Kritikern eher durchwachsen ab.Hundeplatz!
Wer sich allerdings ein wenig die Fähigkeit bewahrt hat, sich kindesgleich verzaubern zu lassen, wird nicht im Geringsten enttäuscht — Lady In The Water bietet neben der fantastischen Story ausgezeichnete Schauspielerleistungen (allen voran Paul Giamatti als gebrochener Hausmeister Cleveland Heep) sowie die Shyamalan-typischen Momente fesselnder Spannung & unerwarteter Wendungen; für mich ist der Film mehr als eindeutig auf Augenhöhe mit dem Rest seiner Filmografie.

Dieser DVD liegt in der sehr schicken "Limited Soundtrack-Edition" in Buchform auch die Filmmusik von James Newton Howard bei, der seit The Sixth Sense (1999) alle Shyamalan-Filme vertont hat (auch sein kommendes Projekt The Happening) — ein wie üblich wunderbarer Score mit schwelgerischen Streicher-/Bläsersektionen und subtilen Klaviermelodien.

Harry Faber verdingt sich übrigens als Film- und Buchkritiker — der vermeintlich Allwissende übernimmt die Rolle des Unsympath, der seine eigene(n) These(n) [siehe obiges Zitat] ad absurdum führt. Wer diesbezüglich (und aufgrund seines Parts im Film) Shyamalan Arroganz vorwirft, zählt die Erbsen am falschen Ende ...

Freitag, 11. Mai 2007

Kingdom Of Heaven — Director's Cut (DVD) | 2. Mai 2007

D·E·GB·USA — 2005 | Regie: Sir Ridley Scott (...)

I'm a movie maker ... I'm not a documentarian.

Kingdom Of Heaven Poster (USA)Zugegeben: Ohne die Weihnachtswichtel-Aktion des Cinefacts-Forums hätte ich diesen Film nach einer Sichtung im letzten Jahr wohl kaum nochmal geguckt — auch wenn er mich seinerzeit durchaus schon faszinierte, stand ein Kauf trotzdem nie zur Diskussion. Inzwischen hat sich meine Haltung geändert (die Kinoschnittfassung habe ich übrigens nie gesehen, und das wird auch so bleiben ...).

Der oben zitierte Satz von Scott aus dem Bonusmaterial der DVD ist so lapidar wie er richtig ist und nimmt den Kontroversen, die der Film auch wegen seiner Thematik ausgelöst hat, einiges an Wind aus den Segeln. Dabei ging es dem Briten in erster Linie überhaupt nicht um den Kampf der Kulturen zwischen Muslimen und Christen. Scott wollte seit geraumer Zeit einen Ritterfilm drehen und stößt bei den Vorbereitungen zu einem anderen Filmprojekt auf Drehbuchautor William Monahan. Dieser erweist sich als (historisch versierter) Kenner der Kreuzzüge, einer Ära, deren geschichtliche Ausprägungen bis in die heutige Zeit wirken und damit auch Scotts Interesse weckte. Tripoli wurde auf Eis gelegt.

Einige Jahre vor Beginn des Dritten Kreuzzuges (unter Führung Richards I. von England) angesiedelt, verfolgt Kingdom Of Heaven die Verstrickung des im Film mit seinem Glauben ringenden Balians (einer historischen Figur) in die Auseinandersetzung um die Herrschaft Jerusalems Ende des 12. Jahrhunderts.Bloom|Neeson Auch die anderen Hauptcharaktere sowie Schlüsselszenen wie u.a. Schlachten sind bis auf wenige Ausnahmen historisch belegt. Die Verknüpfungen dieser Elemente werden dagegen an einigen Stellen aus dramaturgischen Gründen vernünftigerweise etwas überhöht oder (zeitlich) verzerrt — wie ich finde, in einem akzeptablen und vor allem nachvollziehbaren Rahmen.
In Teilen etwas zu auffällig erschien mir allerdings die Vermittlung der Tatsache, dass es natürlich auf beiden Seiten dieses Kulturgrabenkampfes fanatische/ignorante Kriegstreiber sowie vernünftige/tolerante Personen gibt [deren Einstellung, religiösen Pluralismus und friedliche Koexistenz der Kulturen aus rein humanistischen (und nicht politisch pragmatischen bzw. wirtschaftlich opportunen) Gründen zu vertreten, ist aber mit Sicherheit unter dem Stichwort 'Romantik' bzw. Zugeständnis an das (Blockbuster-/Massen-)Publikum abzubuchen].

Wie dem auch sei — Kingdom Of Heaven ist ein wuchtiger und (trotzdem) beeindruckend schön fotografierter Film [es ist Sir Ridley Scott ...], der mich wegen seiner glaubwürdigen Darstellung der Ära und dem zeitgeschichtlichen Bezug absolut fasziniert hat und damit andere "Historienschinken" in den Schatten stellt!
Auch wenn Liam Neeson wie schon in Star Wars: Episode I - The Phantom Menace einen viel zu kurzen Auftritt hat, verliert dieser Film glaube ich nichts bei mehrmaligem Wiedersehen ...

Balduin IV.|Saladin"What is Jerusalem worth ...? - Nothing ... Everything!"

Wer sich fragt, warum zwischen dem Sichtungstermin und diesem Blogeintrag neun Tage liegen: Das liegt an dem für dieses '4-Disc-Set' von Scotts "Haus- & Hofdokumentarfilmer" Charles de Lauzirika produzierten Bonusmaterial [sowie dem Audiokommentar des Regisseurs und dem sehr zu empfehlenden 'Trivia Track' ...] — was diesbezüglich hier geboten wird, dürfte definitiv als Referenz gelten und lässt mich schon voller Vorfreude auf die kommende Blade Runner Veröffentlichung blicken.

Dienstag, 8. Mai 2007

Die Herren der Bälle

AnstoßSnooker, entwickelt 1875 in Indien von britischen Kolonialoffizieren, ist die eindeutige Königin der Billardvarianten. Ich kenne kaum eine andere Sportart, die Spannung mit Präzision, Technik & Spieltaktik derart auf höchstem Niveau vereint. Kein Wunder, dass sich dieser 'Gentlemansport' im Mutterland Großbritannien vergleichbarer Beliebtheit und Aktivenzahlen erfreut wie Fußball; die TV-Übertragungen der großen Turniere der sog. Main Tour, die (i.d.R.) von August bis Mai ausgetragen wird, sind Straßenfeger.

Dies war sicherlich auch während der vergangenen 17 Tage der Fall, als der krönende Saisonabschluss & -höhepunkt, die Snooker-Weltmeisterschaft, zum 30. Mal im ehrwürdigen Crucible Theatre zu Sheffield ausgetragen wurde. Das regulär über zwei Tage und vier sog. Sessions ausgespielte 'Best Of 35 Frames'-Finale war dann mit über 12 Stunden Nettospielzeit auch das am spätesten beendete der Crucible-Historie, aber nicht nur deshalb (einmal mehr) denkwürdig.

John HigginsDer 31-jährige Schotte und Ex-Weltmeister von 1998 John Higgins sah sich dem 23-jährigen Engländer Mark Selby gegenüber, der das Turnier seines Lebens spielte und erst der dritte Qualifikant war, der es (mehr als verdient) ins Endspiel schaffte. Dort zeigte er wie schon während des gesamten Turnierverlaufs hervorragendes und z.T. spektakuläres Snooker. Aber zur Dramatik des Spiels trugen neben zermürbenden "Safety-Schlachten" auch Schwächephasen beider Spieler bei, als Selby z.B. in der zweiten Session nur einen von acht Frames gewinnen konnte; Higgins dagegen konnte in der dritten (verkürzten) Session keinen einzigen Framegewinn verbuchen.
Am Ende zeigte sich trotz später Stunde die Fähigkeit eines Spitzenspielers wie Higgins, unter extremem Druck die beste Leistung abzurufen und ein Spiel mit Erfahrung & Routine zu gewinnen — er holte vier Frames in Folge und sicherte sich schließlich um kurz vor 1 Uhr nachts Ortszeit mit 18:13 den zweiten WM-Titel seiner Karriere und die 'Nummer 1'-Position der Weltrangliste für die kommende Saison!

Eurosport bietet neben einem informativen Internetauftritt auch seit Jahren die Übertragungen der 'Main Tour'-Turniere an, die sich auch dank des kompetenten Kommentators Rolf Kalb immer größerer Beliebtheit erfreuen.

"Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören." Wie üblich läutet auch dieses großartige WM-Finale die Sommerpause ein und ich freue mich schon jetzt auf die Saison 2007/08.
Die wie ich finde sehr gelungenen, von Eurosport produzierten Snooker-TV-Trailer, von denen ich allerdings nur diesen einen hier finden konnte [mal sehen, wie lange der jetzt auf YouTube verbleibt ...], machen in jedem Fall Lust auf mehr — in diesem Sinne: "John Higgins to break."