Montag, 21. Mai 2007

Lady In The Water (DVD) | 14. Mai 2007

USA — 2006 | Regie: M. Night Shyamalan (...)

Lady In The Water Poster (USA)

There is no originality left in this world, Mr. Heep.
That is a sad fact I've come to live with.

Obiger Satz stammt aus dem Munde Harry Fabers; einer der vielen charakterlich sehr unterschiedlichen Bewohner eines sterilen Mietshauses in Philadelphia/PA (Shyamalans Heimat sowie Dreh- & Handlungsort der meisten seiner Filme). Dass sie alle Teil einer mystischen, märchenhaften Geschichte werden, um der Seenymphe Story zu deren Heimreise in ihre Blaue Welt zu verhelfen, ahnt zunächst keiner von ihnen. Und ähnlich wie die Figuren im Film, muss sich wohl auch der Zuschauer Schritt für Schritt darauf einlassen, dass Lady In The Water der ungewöhnlichste Film in der hervorragenden Reihe ungewöhnlicher Filme Shyamalans ist.

Rätsellöser"Do you wish to know your future?"

Die Idee, eine ursprüngliche Gute-Nacht-Geschichte für seine beiden Töchter zu verfilmen, ist neben der Tatsache, dass sich dies nur ein erfolgreicher Filmemacher wie Shyamalan 'leisten' kann, auch mutig — Das Mädchen aus dem Wasser schnitt an der Kinokasse und bei Kritikern eher durchwachsen ab.Hundeplatz!
Wer sich allerdings ein wenig die Fähigkeit bewahrt hat, sich kindesgleich verzaubern zu lassen, wird nicht im Geringsten enttäuscht — Lady In The Water bietet neben der fantastischen Story ausgezeichnete Schauspielerleistungen (allen voran Paul Giamatti als gebrochener Hausmeister Cleveland Heep) sowie die Shyamalan-typischen Momente fesselnder Spannung & unerwarteter Wendungen; für mich ist der Film mehr als eindeutig auf Augenhöhe mit dem Rest seiner Filmografie.

Dieser DVD liegt in der sehr schicken "Limited Soundtrack-Edition" in Buchform auch die Filmmusik von James Newton Howard bei, der seit The Sixth Sense (1999) alle Shyamalan-Filme vertont hat (auch sein kommendes Projekt The Happening) — ein wie üblich wunderbarer Score mit schwelgerischen Streicher-/Bläsersektionen und subtilen Klaviermelodien.

Harry Faber verdingt sich übrigens als Film- und Buchkritiker — der vermeintlich Allwissende übernimmt die Rolle des Unsympath, der seine eigene(n) These(n) [siehe obiges Zitat] ad absurdum führt. Wer diesbezüglich (und aufgrund seines Parts im Film) Shyamalan Arroganz vorwirft, zählt die Erbsen am falschen Ende ...

Freitag, 11. Mai 2007

Kingdom Of Heaven — Director's Cut (DVD) | 2. Mai 2007

D·E·GB·USA — 2005 | Regie: Sir Ridley Scott (...)

I'm a movie maker ... I'm not a documentarian.

Kingdom Of Heaven Poster (USA)Zugegeben: Ohne die Weihnachtswichtel-Aktion des Cinefacts-Forums hätte ich diesen Film nach einer Sichtung im letzten Jahr wohl kaum nochmal geguckt — auch wenn er mich seinerzeit durchaus schon faszinierte, stand ein Kauf trotzdem nie zur Diskussion. Inzwischen hat sich meine Haltung geändert (die Kinoschnittfassung habe ich übrigens nie gesehen, und das wird auch so bleiben ...).

Der oben zitierte Satz von Scott aus dem Bonusmaterial der DVD ist so lapidar wie er richtig ist und nimmt den Kontroversen, die der Film auch wegen seiner Thematik ausgelöst hat, einiges an Wind aus den Segeln. Dabei ging es dem Briten in erster Linie überhaupt nicht um den Kampf der Kulturen zwischen Muslimen und Christen. Scott wollte seit geraumer Zeit einen Ritterfilm drehen und stößt bei den Vorbereitungen zu einem anderen Filmprojekt auf Drehbuchautor William Monahan. Dieser erweist sich als (historisch versierter) Kenner der Kreuzzüge, einer Ära, deren geschichtliche Ausprägungen bis in die heutige Zeit wirken und damit auch Scotts Interesse weckte. Tripoli wurde auf Eis gelegt.

Einige Jahre vor Beginn des Dritten Kreuzzuges (unter Führung Richards I. von England) angesiedelt, verfolgt Kingdom Of Heaven die Verstrickung des im Film mit seinem Glauben ringenden Balians (einer historischen Figur) in die Auseinandersetzung um die Herrschaft Jerusalems Ende des 12. Jahrhunderts.Bloom|Neeson Auch die anderen Hauptcharaktere sowie Schlüsselszenen wie u.a. Schlachten sind bis auf wenige Ausnahmen historisch belegt. Die Verknüpfungen dieser Elemente werden dagegen an einigen Stellen aus dramaturgischen Gründen vernünftigerweise etwas überhöht oder (zeitlich) verzerrt — wie ich finde, in einem akzeptablen und vor allem nachvollziehbaren Rahmen.
In Teilen etwas zu auffällig erschien mir allerdings die Vermittlung der Tatsache, dass es natürlich auf beiden Seiten dieses Kulturgrabenkampfes fanatische/ignorante Kriegstreiber sowie vernünftige/tolerante Personen gibt [deren Einstellung, religiösen Pluralismus und friedliche Koexistenz der Kulturen aus rein humanistischen (und nicht politisch pragmatischen bzw. wirtschaftlich opportunen) Gründen zu vertreten, ist aber mit Sicherheit unter dem Stichwort 'Romantik' bzw. Zugeständnis an das (Blockbuster-/Massen-)Publikum abzubuchen].

Wie dem auch sei — Kingdom Of Heaven ist ein wuchtiger und (trotzdem) beeindruckend schön fotografierter Film [es ist Sir Ridley Scott ...], der mich wegen seiner glaubwürdigen Darstellung der Ära und dem zeitgeschichtlichen Bezug absolut fasziniert hat und damit andere "Historienschinken" in den Schatten stellt!
Auch wenn Liam Neeson wie schon in Star Wars: Episode I - The Phantom Menace einen viel zu kurzen Auftritt hat, verliert dieser Film glaube ich nichts bei mehrmaligem Wiedersehen ...

Balduin IV.|Saladin"What is Jerusalem worth ...? - Nothing ... Everything!"

Wer sich fragt, warum zwischen dem Sichtungstermin und diesem Blogeintrag neun Tage liegen: Das liegt an dem für dieses '4-Disc-Set' von Scotts "Haus- & Hofdokumentarfilmer" Charles de Lauzirika produzierten Bonusmaterial [sowie dem Audiokommentar des Regisseurs und dem sehr zu empfehlenden 'Trivia Track' ...] — was diesbezüglich hier geboten wird, dürfte definitiv als Referenz gelten und lässt mich schon voller Vorfreude auf die kommende Blade Runner Veröffentlichung blicken.

Dienstag, 8. Mai 2007

Die Herren der Bälle

AnstoßSnooker, entwickelt 1875 in Indien von britischen Kolonialoffizieren, ist die eindeutige Königin der Billardvarianten. Ich kenne kaum eine andere Sportart, die Spannung mit Präzision, Technik & Spieltaktik derart auf höchstem Niveau vereint. Kein Wunder, dass sich dieser 'Gentlemansport' im Mutterland Großbritannien vergleichbarer Beliebtheit und Aktivenzahlen erfreut wie Fußball; die TV-Übertragungen der großen Turniere der sog. Main Tour, die (i.d.R.) von August bis Mai ausgetragen wird, sind Straßenfeger.

Dies war sicherlich auch während der vergangenen 17 Tage der Fall, als der krönende Saisonabschluss & -höhepunkt, die Snooker-Weltmeisterschaft, zum 30. Mal im ehrwürdigen Crucible Theatre zu Sheffield ausgetragen wurde. Das regulär über zwei Tage und vier sog. Sessions ausgespielte 'Best Of 35 Frames'-Finale war dann mit über 12 Stunden Nettospielzeit auch das am spätesten beendete der Crucible-Historie, aber nicht nur deshalb (einmal mehr) denkwürdig.

John HigginsDer 31-jährige Schotte und Ex-Weltmeister von 1998 John Higgins sah sich dem 23-jährigen Engländer Mark Selby gegenüber, der das Turnier seines Lebens spielte und erst der dritte Qualifikant war, der es (mehr als verdient) ins Endspiel schaffte. Dort zeigte er wie schon während des gesamten Turnierverlaufs hervorragendes und z.T. spektakuläres Snooker. Aber zur Dramatik des Spiels trugen neben zermürbenden "Safety-Schlachten" auch Schwächephasen beider Spieler bei, als Selby z.B. in der zweiten Session nur einen von acht Frames gewinnen konnte; Higgins dagegen konnte in der dritten (verkürzten) Session keinen einzigen Framegewinn verbuchen.
Am Ende zeigte sich trotz später Stunde die Fähigkeit eines Spitzenspielers wie Higgins, unter extremem Druck die beste Leistung abzurufen und ein Spiel mit Erfahrung & Routine zu gewinnen — er holte vier Frames in Folge und sicherte sich schließlich um kurz vor 1 Uhr nachts Ortszeit mit 18:13 den zweiten WM-Titel seiner Karriere und die 'Nummer 1'-Position der Weltrangliste für die kommende Saison!

Eurosport bietet neben einem informativen Internetauftritt auch seit Jahren die Übertragungen der 'Main Tour'-Turniere an, die sich auch dank des kompetenten Kommentators Rolf Kalb immer größerer Beliebtheit erfreuen.

"Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören." Wie üblich läutet auch dieses großartige WM-Finale die Sommerpause ein und ich freue mich schon jetzt auf die Saison 2007/08.
Die wie ich finde sehr gelungenen, von Eurosport produzierten Snooker-TV-Trailer, von denen ich allerdings nur diesen einen hier finden konnte [mal sehen, wie lange der jetzt auf YouTube verbleibt ...], machen in jedem Fall Lust auf mehr — in diesem Sinne: "John Higgins to break."