Freitag, 29. Februar 2008

Thunderball (DVD) | 25. Februar 2008

GB — 1965 | Regie: Terence Young (...)

Thunderball Poster (DK)Der weltweit enorme Erfolg von Goldfinger machte Thunderball zu einem der meisterwartetsten Kinofilme seiner Zeit und wie sich zeigen sollte zum (inflationsbereinigt) bis dato erfolgreichsten 007. Auf dem Höhepunkt der teilweise skurrilen Bond-Mania der '60er feierte das vierte Abenteuer des Geheimagenten Ihrer Majestät kurz vor Weihnachten 1965 Premiere. Der ursprünglich geplante (und bisher übliche) Veröffentlichungszeitraum September/Oktober konnte aufgrund des stetig steigenden Produktionsaufwands nicht gehalten werden — für Thunderball stand ein Budget größer als das der drei Vorgänger zusammen zur Verfügung. Mit Terence Young kehrte auch der die Reihe prägende Gentleman-Regisseur zum dritten (und letzten) Mal zurück, nachdem Guy Hamilton nach Goldfinger vorerst mehr oder weniger ausgebrannt war.

Feuerball wäre beinahe der erste Bond geworden, nachdem sich Ian Fleming, der Produzent Kevin McClory und dessen Drehbuchschreiber Jack Whittingham bereits Ende der '50er an einer filmischen Umsetzung dieser von ihnen gemeinsam erdachten Geschichte versuchten. Daraus wurde in der Folge nichts, Fleming veröffentlichte allerdings 1961 seinen neunten Roman ("Thunderball") basierend auf Elementen des damaligen Skripts. McClory/Whittingham, gewillt diese Tatsache einzuklagen, einigten sich schließlich außergerichtlich mit Saltzman/Broccoli (inzwischen die Rechteinhaber an Flemings 007-Werk) in der Form, dass "ihr" Film das vierte Bond-Abenteuer wird und McClory die Verfilmungsrechte bzw. den Produzentenstatus erhält [1983 erscheint dann das ebenfalls von McClory produzierte Thunderball-Remake Never Say Never Again (Sag niemals nie) mit einem nach 12 Jahren in seine Paraderolle zurückkehrenden Sean Connery].

Bond & DominoTerence Young gelingt es m.M.n. perfekt, die weltweit hohe Erwartungshaltung, die diesem Film vorausging, zu erfüllen. Schillernd-exotische Drehorte (vor allen Dingen Nassau bzw. die Bahamas), faszinierende '007-Gadgets' (für mich seit jeher unvergessen: der Raketengürtel) und Bond-Girls, die mit der ehemaligen 'Miss France' Claudine Auger & der Italienerin Luciana Paluzzi (ein Traum ... und auch schauspielerisch überzeugend!) ihresgleichen suchen, tragen neben dem explosiven Erpressungsplot durch die nach From Russia With Love wieder auftauchende Terror-Organisation S.P.E.C.T.R.E. bzw. ihren mysteriösen Kopf Nr. 1 zur ungebremsten Begeisterung bei. Auch Sean Connery liefert (s)eine gewohnt souveräne, aber insofern bemerkenswerte Leistung ab, indem er Bond hier durchaus nuancierter darstellt. Das Einzige, was ich diesem Film u.U. vorwerfen kann, ist die in Teilen sicherlich vorhandene Langatmigkeit. Speziell eine Straffung der Unterwasserszenen hätte dem Film bestimmt keinen größeren Beinbruch beschert; gleichzeitig würde ich diesen Kritikpunkt aber auch als 'retrospektivisches Jammern auf hohem Niveau' bezeichnen, denn es sind genau diese Aufnahmen, die dem Film seine einzigartige Atmosphäre und eleganten Stil verleihen. Den Eindruck auf ein Kinopublikum der '60er Jahre kann man sich ohnehin nur ansatzweise vorstellen ...

Thunderball OSTZum Abschluss dieses wieder mal viel zu langen Elaborats noch ein wenig "Triviales": Nachdem Thunderball der erste im sog. Panavision-Verfahren gedrehte Bond war, musste die stets die Filme eröffnende "Pistolenlaufsequenz" neu erstellt werden — zum ersten Mal mit Connery selbst, denn bisher war Stuntkoordinator Bob Simmons der Schütze. John Stears erhielt für die Spezialeffekte des Films einen der beiden Oscars, die eine Bond-Produktion bis heute verliehen bekommen hat — der andere/erste ging an Norman Wanstall bzw. seine Toneffekte bei Goldfinger. Der ursprüngliche (auch) von John Barry geschriebene & sowohl mit Dionne Warwick als auch Shirley Bassey eingesungene Titelsong "Mr. Kiss Kiss Bang Bang" wurde kurz vor knapp noch durch das bekannte Tom-Jones-Stück ersetzt, nachdem die Produzenten die Gleichung Liedtitel = Filmtitel forderten ... Als die Veröffentlichung des Soundtrackalbums verlangt wurde, war John Barry noch beim Komponieren für die zweite Hälfte des Films — der vollständige Soundtrack wurde erst vor einigen Jahren herausgebracht. Und Thunderball-unabhängig: Ian Flemings Inspiration für den Namen seines Protagonisten geht auf diesen Mann zurück ... *chilp*

Dienstag, 12. Februar 2008

Get Carter (DVD) | 9. Februar 2008

GB — 1971 | Regie: Mike Hodges (...)

Get Carter Quad Poster (GB)Jack Carter, seines Zeichens Berufskiller der Londoner Unterwelt, reist gegen den Willen seines Bosses (mit dessen Geliebten Carter ein Verhältnis & 'Ausreisepläne' hat) in seine triste Heimatstadt Newcastle, um sich von den Hintergründen des Todes seines Bruders ein Bild zu machen. Im Verlauf von gut zwei Tagen räumt er dort ordentlich auf und geht mit fast schon nihilistischer Vehemenz seinen Weg durch die Stadt — bis zum bitteren Ende ...
Mike Hodges' erster Spielfilm gilt bei vielen Quellen als einer der wegweisendsten & besten des britischen Kinos und definiert nach den meist quietschbunten 'Sixties' das Gangster-/Thrillergenre als rau, brutal & zynisch. Gepaart mit der Darstellung durch Sir Michael Caine (der seinem Hund übrigens in der Folge den Namen Carter gab), der dem eigentlich miesen Kotzbrocken eine bewundernswert-souveräne Coolness verleiht und der feinen Prise englischen Humors, entsteht dieses kultige Momentum, das bestimmt nicht nur britische Filmemacher wie Ritchie oder Wright/Pegg beeinflusst(e).
Eine der m.M.n. größten Stärken des Films ist das auf dem Ted-Lewis-Roman "Jack's Return Home" basierende Drehbuch von Hodges sowie die oft aus einer kauernden Position heraus filmende Kamera, die Carters Weg und die Stadt Newcastle dokumentiert bzw. beobachtet — die ausschließlich authentischen Drehorte tun ihr Übriges in Sachen Realismus. Carters Entschlossenheit und die von ihm ausgehende Bedrohung ist dabei ab der ersten Einstellung zu spüren. Wie der Hauptcharakter selbst muss sich der Zuschauer im weiteren Verlauf aus den sich nach & nach ergebenden Informationshappen und den auf das Nötigste beschränkten Dialogen einen Reim machen, was die Spannung & das Interesse bis zum Schluß auf höchstem Level hält!

Do you know? I'd almost forgotten what your eyes look like. They're still the same. Pissholes in the snow.
— Still got a sense of humour.
Yeah. Yes, I retained that, Eric.

Get Carter OSTNach der Eröffnungssequenz [bei der bereits der Vorhang fällt ...] wird Carters Zugfahrt nach Newcastle als eigentlicher Vorspann mit dem markanten "Get Carter"-Thema von Roy Budd unterlegt, das (zumindest in Großbritannien) dem Bekanntheitsgrad von Monty Normans 007-Melodie kaum nachsteht. Zusammen mit dem Songschreiber Jack Fishman liefert das ehemalige Klavierwunderkind Budd den aus zeitlosem Jazz & '70s-Popsongs bestehenden, passend-gediegenen Soundtrack ab. Nebenstehende Veröffentlichung gehört m.M.n. nicht nur aufgrund der Qualität, sondern auch wegen Informationsgehalt (ausführliches Booklet) & Aufmachung (ein sog. 'Gatefold Sleeve' inkl. vieler Fotos) in jede ordentliche Filmmusiksammlung — von demselben Label Cinephile/Castle Music stammen auch andere großartige Budd-Scores wie z.B. The Black Windmill, Diamonds oder Fear Is The Key. Diese Seite widmet sich dem leider viel zu früh verstorbenen Budd, der für meine Begriffe zu Unrecht weniger bekannt ist als bspw. ein John Barry. Vielleicht pack' ich in Kürze mal das "Get Carter"-Thema in die Boxbar. — stay tuned.

Nachtrag — 23. Mai 2009: Nix Boxbar.. Nachdem ich den bereits erwähnten Audiospieler gestern zum ersten Mal implementiert habe, kommt das oben beschriebene Thema jetzt noch auf diese Weise hier hin:







© 2000 John Hill Productions/Sanctuary Records Group Ltd.

Montag, 4. Februar 2008

The Deer Hunter (DVD) | 28. Januar 2008

USA — 1978 | Regie: Michael Cimino (...)

I don't make movies intellectually, I don't make movies to make a point, I make movies to tell stories about people.

The Deer Hunter Poster (B)So Michael Cimino in einem Interview des DVD-Bonusmaterials ... wer The Deer Hunter gesehen hat, sollte genau wissen, was er damit meint und vor allem: wie authentisch & intensiv ihm dies gelungen ist. Der Film beschreibt in drei Akten (vor, während und nach "dem [Vietnam-]Krieg"), wie dieser das Leben dreier eng befreundeter Stahlarbeiter aus Pennsylvania und ihres nahen gesellschaftlichen Umfeldes beeinflusst und verändert. Wie ein epischer Roman nimmt sich der Film die Zeit, den Mikrokosmos und die Gefühlslage seiner Charaktere detailliert, eindringlich und in teils opulenten Bildern & Szenen zu beschreiben — heutzutage bei schnell geschnittener, oft oberflächlicher Hollywoodkost sicherlich nicht zwingend jedermanns Sache. Die durch die Hölle gehen (der deutsche Titel) zählt wie bspw. auch Apocalypse Now ohne Zweifel zu den sich mit der Thematik 'Krieg' auseinandersetzenden Filmen, die man gesehen haben sollte — gerade weil hier der größere Wert auf das "davor" & das "danach" gelegt wird. Die berühmte 'Russisch Roulette'-Szene "dazwischen" - Ciminos Synonym für das Martyrium bzw. den im Krieg unvorhersehbaren & wahllosen Tod - dürfte eine der krassesten sein, die je auf Zelluloid gebannt wurde — auch in Sachen Schau'spiel'. Fünf Oscars (u.a. für den besten Film & die beste Regie) unterstreichen die Wirkung, die dieser nur drei Jahre nach Ende des Vietnamkrieges und sich mit diesem US-Tabuthema befassende (daher von der britischen EMI finanzierte), zweite Film Ciminos hinterlässt, der darüber hinaus als Inspiration für das Washingtoner Vietnam Veterans Memorial diente ...

The Deer HuntersDer zusammen mit Cimino und dem US-Kritiker F.X. Feeney in einer Art 'Q&A-Session' erstellte Audiokommentar (exklusiv auf der UK-DVD) gehört wohl mit zum Besten, was es in dieser Richtung zu hören gibt. Es wird deutlich, wieviel Herzblut in diesem Projekt steckt und dass es für die Beteiligten trotz aller Entbehrungen ein bis heute einzigartiges Erlebnis war. Cimino erzählt u.a. von den harten Dreharbeiten dieser drehorttechnisch durchaus komplexen Produktion, dem hohen körperlichen Einsatz der Hauptdarsteller De Niro, Savage & Walken oder auch der Krebskrankheit John Cazales, der kurz nach Veröffentlichung des Films verstirbt ... Dass Cimino mit seinem hierauf folgenden Film Heaven's Gate (1980) für einen der größten Flops der Filmgeschichte sorgte, der mehr oder weniger gleichbedeutend mit dem Ende seiner (zumindest Wunsch-)Karriere war, mag in Anbetracht des hier besprochenen Meisterwerks verwundern, zeigt aber, dass manche Visionen sich eben nicht ins Schema pressen lassen — auch wenn dazu immer zwei Seiten gehören.

One shot ..."You wanna play games? All right, I'll play your fucking games."