DE·FR — 2010 | Regie: Olivier Assayas (...)
"Carlos ist der Film, der Baader gerne sein wollte.", so sinngemäß Christoph Ott, Marketing-Mann des deutschen Verleihers NFP vor der D-Premiere des Streifens in Berlin, an der ich dank des "Black-Death-Vitamin-Bs" teilnehmen konnte. Regisseur Assayas samt der kompletten deutschen Hauptdarstellerriege war unter anderem auch zugegen. Für mich ergeben sich auch in Verbindung mit der oben genannten Aussage zwei Probleme: Den Eichinger-Film habe ich noch nicht gesehen, und die gezeigte Kinoschnittfassung ist mit einer Lauflänge von 185 Minuten leider um satte 145 Minuten gegenüber der Originalfassung gekürzt — das als TV-Miniserie angelegte Gesamtkunstwerk gebe ich mir dann wohl bei den Öffentlich-rechtlichen. Trotz allem sollte das Gesehene reichen, um sich ein Bild von dieser ambitionierten französisch-deutschen Koproduktion zu machen; einer Produktion, die sich dem erwachsenen Leben des Venezolaners Ilich Ramírez Sánchez genannt Carlos, der Schakal erstmalig spielfilmisch widmet. Mit einem relativ dokumentarisch-nüchternen Blick auf die Stationen seines Aufstiegs & Falls, lässt der Film dem Zuschauer genügend Raum, sich eine eigene Meinung über den Charakter eines der ab den 70er-Jahren international meistgesuchten Terroristen zu bilden. Nicht nur für jemanden wie mich, der im Gegensatz zur RAF und ihrer Mitglieder bislang kaum etwas über diesen Mann wusste, eigentlich optimal. Und obwohl's durch die Kürzung vor allem im letzten Drittel noch gehetzter wirkte als es die tatsächlichen, hochinteressanten Verhältnisse sowieso schon widerspiegeln, ist das alles unterstützt durch eine enge Kameraführung und überzeugende Optik der verschiedenen Dekaden, vor allem aber durch den Hauptdarsteller ein wuchtig-intensives Erlebnis. Der polyglotte Landsmann von Carlos, Édgar Ramírez, ist durch seine Präsenz und Energie der zentrale und tragende Pfeiler dieses aufwändigen Films. Tolle Leistung — auch der Caster. Ich bin gespannt auf die 5,5-Stunden-Fassung. Unwahrscheinlich, dass die weniger packend ist ...
Danke an J., T. & Walsh! :)
Nachtrag — 8. November 2010: Beim Stöbern für den kommenden Eintrag ins FilmTageBuch bin ich auf dieses vor einigen Tagen geführte, hintergründige Interview mit Monsieur Assayas gestoßen: "Es ist eine der komplexesten Ebenen der Geopolitik."
"Carlos ist der Film, der Baader gerne sein wollte.", so sinngemäß Christoph Ott, Marketing-Mann des deutschen Verleihers NFP vor der D-Premiere des Streifens in Berlin, an der ich dank des "Black-Death-Vitamin-Bs" teilnehmen konnte. Regisseur Assayas samt der kompletten deutschen Hauptdarstellerriege war unter anderem auch zugegen. Für mich ergeben sich auch in Verbindung mit der oben genannten Aussage zwei Probleme: Den Eichinger-Film habe ich noch nicht gesehen, und die gezeigte Kinoschnittfassung ist mit einer Lauflänge von 185 Minuten leider um satte 145 Minuten gegenüber der Originalfassung gekürzt — das als TV-Miniserie angelegte Gesamtkunstwerk gebe ich mir dann wohl bei den Öffentlich-rechtlichen. Trotz allem sollte das Gesehene reichen, um sich ein Bild von dieser ambitionierten französisch-deutschen Koproduktion zu machen; einer Produktion, die sich dem erwachsenen Leben des Venezolaners Ilich Ramírez Sánchez genannt Carlos, der Schakal erstmalig spielfilmisch widmet. Mit einem relativ dokumentarisch-nüchternen Blick auf die Stationen seines Aufstiegs & Falls, lässt der Film dem Zuschauer genügend Raum, sich eine eigene Meinung über den Charakter eines der ab den 70er-Jahren international meistgesuchten Terroristen zu bilden. Nicht nur für jemanden wie mich, der im Gegensatz zur RAF und ihrer Mitglieder bislang kaum etwas über diesen Mann wusste, eigentlich optimal. Und obwohl's durch die Kürzung vor allem im letzten Drittel noch gehetzter wirkte als es die tatsächlichen, hochinteressanten Verhältnisse sowieso schon widerspiegeln, ist das alles unterstützt durch eine enge Kameraführung und überzeugende Optik der verschiedenen Dekaden, vor allem aber durch den Hauptdarsteller ein wuchtig-intensives Erlebnis. Der polyglotte Landsmann von Carlos, Édgar Ramírez, ist durch seine Präsenz und Energie der zentrale und tragende Pfeiler dieses aufwändigen Films. Tolle Leistung — auch der Caster. Ich bin gespannt auf die 5,5-Stunden-Fassung. Unwahrscheinlich, dass die weniger packend ist ...
Danke an J., T. & Walsh! :)
Nachtrag — 8. November 2010: Beim Stöbern für den kommenden Eintrag ins FilmTageBuch bin ich auf dieses vor einigen Tagen geführte, hintergründige Interview mit Monsieur Assayas gestoßen: "Es ist eine der komplexesten Ebenen der Geopolitik."
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