Donnerstag, 27. März 2008

Babel (DVD) | 18. März 2007

F·MEX·USA — 2006 | Regie: Alejandro González Iñárritu (...)

Babel Poster (J)













I'm deaf, not blind!

Ostern und ein paar Tage zu Hause sind vorbei — der Beitrag zur DVD-Sichtung von Babel ist noch nachzuschieben. Meine positive Meinung nach dem Kinobesuch hat sich insofern noch gesteigert, als dass ich den Film inzwischen definitiv zu denen zähle, die ich auf "die einsame Insel" mitnehmen würde. Vor allem wegen des globalen Flairs ist er außerdem mein persönlicher Favorit innerhalb der im oben verlinkten Beitrag erwähnten, losen Iñárritu-/Arriaga-Trilogie über 'die' allgegenwärtigen Verbindungen, die das Leben in welcher Art & Weise auch immer beeinflussen (können) [Amores Perros würde ich allerdings gerne noch ein zweites Mal sehen]. Wie dem Bonusmaterial zu entnehmen ist, war die ursprünglich zugrunde liegende und eher spirituelle Idee die, dass die Luft die wir atmen seit Jahrtausenden dieselbe ist und die Menschheit darüber (in welcher Form & mit welchen Auswirkungen auch immer) verbunden ist — man mag davon halten, was man will ... Fakt ist, dass daraus ein Film entstanden ist, der die Themen Kultur & Kommunikation (Schwerpunkt hier: Eltern-/Kind-Beziehung) auf eine m.M.n. großartige Weise unaufgeregt, aber gleichzeitig unheimlich packend miteinander verknüpft. Apropos Bonusmaterial: Das knapp 90-minütige Making-of "Common Ground: Under Construction Notes" zählt mit zum Besten, was ich auf diesem Gebiet bisher gesehen habe, da es sich viel mehr um eine dem Film kaum nachstehende, eigenständig-intime Dokumentation über die Entstehung & Schwierigkeiten dieser weltumspannenden Produktion handelt. Die Drehorte Marokko, Mexiko und Japan (in der Reihenfolge) mit ihrer jeweiligen Sprache & Kultur stellten die ebenfalls multinationale, polyglotte Filmcrew & Schauspielerriege (die bspw. im Falle Marokkos zum überwiegenden Teil aus Laiendarstellern bestand) u.a. genau vor die Probleme, die Babel anspricht. Die Geschichte der pubertierenden, gehörlosen Japanerin Chieko (Rinko Kikuchi — starke Leistung) und ihrer Suche nach Zuneigung zählt dabei für meine Begriffe gerade auch in Verbindung mit dem "fremden" Japan zu einer der intensivsten; ihre "Drogen-/Disko-Szene" gepaart mit der subtilen, Oscar-prämierten Musik des Argentiniers Gustavo Santaolalla & der Kameraarbeit empfand ich wie einen Rausch ... einfach pure Magie!
Mal sehen, was zukünftig von den 'drei mexikanischen Amigos' Cuarón|del Toro|Iñárritu und ihrer im letzten Jahr gegründeten Produktionsfirma Cha Cha Cha zu erwarten ist.

Iñárritus Ausgangspunkt war es, die uns trennenden Dinge zu thematisieren (Sprache/Kultur im weitesten Sinne); tatsächlich herausgekommen ist laut seiner Aussage ein Film, der die verbindenden Dinge aufzeigt — Liebe, Hoffnung, Schmerz; hier vor allem in Bezug auf "unsere" Kinder. Wem das jetzt alles zu pathetisch klingt, der sollte sich von Babel faszinieren bzw. den Zynismus (ausnahmsweise) mal zu Hause lassen.

Grenzland

Montag, 17. März 2008

No Country For Old Men (Kino) | 11. März 2008

USA — 2007 | Regie: Ethan & Joel Coen (...)

No Country For Old Men Teaser-Poster (USA)
What's the most you ever lost on a coin toss?
Call it, friendo ...

1980. Irgendwo im staubig-entlegenen Süden von Texas stolpert der gelernte Schweißer & Vietnam-Veteran Llewelyn Moss (Josh Brolin) über die Folgen eines offensichtlich völlig in die Hose gegangenen Drogendeals und einen Koffer voller Dollars. Moss' Versuch, sich & das Geld in Sicherheit zu bringen, wird durch den phlegmatischen, aber unaufhaltsamen Killer Chigurh (Oscar für Javier Bardem) zu einer rastlosen Hatz, der der ermittelnde Sheriff Bell (Tommy Lee Jones) nur erstaunt zuschauen kann.

Kein Land für alte Männer ... also eines für junge? Wenn man die drei zentralen Protagonisten betrachtet, muss man wohl zu diesem Schluss kommen. Sheriff Bell ist trotz seiner Erfahrung und dem daraus erwachsenen Spürsinn in der Sache immer einige Schritte zu spät — er bevorzugt es, seinen desillusioniert-verklärten Blick auf die 'gute, alte Zeit' zu pflegen. Moss schlägt raffinierte Haken, um sein Ziel zu erreichen, die man diesem ansonsten einfachen Mann kaum zugetraut hätte. Er hat eigentlich alles [?] in beeindruckender Weise im Griff und keine Angst, sich die Finger schmutzig zu machen. Gleiches gilt für Chigurh, der dafür allerdings keine Haken zu schlagen braucht — mit seinem Bolzenschussgerät walzt er wortkarg wie eine Urgewalt durch das Land. Ein Cinefacts-Forummitglied sieht in diesem Dreiklang (s.a. Teaser-Poster oben) ein Sinnbild der Befindlichkeiten der heutigen Vereinigten Staaten ... interessanter Punkt, wie ich finde.
In jedem Fall ist den Coens mit dieser (anscheinend wohl relativ werknahen) Verfilmung des Romans von US-Autor & Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy eine unverwechselbare & spannende 'Westernballade Noir' gelungen, die (typischerweise) u.a. mit skurrilen Typen & Dialogen aufwartet sowie äußerst gediegen von Coen-Stammkameramann Roger Deakins fotografiert wurde. Wiedersehen macht Freude!

Samstag, 15. März 2008

You Only Live Twice (DVD) | 3. März 2008

GB — 1967 | Regie: Lewis Gilbert (...)

You Only Live Twice Poster (J)Bond goes East — um einen möglichen Dritten Weltkrieg zwischen den USA & der Sowjetunion zu verhindern, die sich gegenseitig beschuldigen die jeweilige Raumkapsel des Anderen "gekidnapped" zu haben, schicken die in der Angelegenheit vermittelnden Briten ihren besten Mann nach Japan. Dort führt die Spur 007 schließlich zu einem von einer unheiligen Allianz eingefädelten Plot und zu keinem Geringeren als S.P.E.C.T.R.E.-Kopf Ernst Stavro Blofeld ...

Bis auf den Titel, eine Handlung im fernöstlichen Japan und einige Charaktere hat die(se) Verfilmung von/mit Flemings zwölftem (dem letzten zu seinen Lebzeiten 1964 veröffentlichten) Roman so gut wie nichts gemein. Auch wenn YOLT ein klassisches Bond-Abenteuer mit allem Drum & Dran ist, setzten die Produzenten Saltzman/Broccoli hinter den Kulissen auf frischen Wind: Der Londoner Lewis Gilbert, erfolgreicher Regisseur des Michael-Caine-Vehikels Alfie und diesem vorausgegangener Kriegsfilme, übernahm hier zum ersten Mal die "Bond-Regie" (zwei weitere folgten) und holte mit seinem Landsmann Freddie Young einen Oscar-prämierten Kameramann (z.B. Lawrence Of Arabia; Doctor Zhivago) mit an Bord. Für das Drehbuch zeichnete der gebürtige Waliser & Fleming-Kenner Roald Dahl hauptverantwortlich. Dahl ist es auch, der den Weltraum ins Spiel bringt, nachdem die Filmreihe ja bisher in sämtlichen Elementen unterwegs war. Das Ganze passt zudem vor dem realen Hintergrund des 'Space Race' der '60er Jahre zwischen den beiden Großmächten bestens ins Bild. Gleiches gilt auch für den Handlungsort Japan, der nicht nur die gewisse Exotik ausstrahlte, sondern aufgrund seines wirtschaftlichen Booms in der westlichen Welt zu dieser Zeit immer präsenter wurde — vom enormen 'Bond-Hype' dort mal ganz abgesehen ...

Stichwort 'Bond-Hype': Sean Connery kündigte während der Dreharbeiten an, dass dies sein letzter Auftritt als Geheimagent Ihrer Majestät sei — der unglaubliche Trubel um seine Person in Japan machte ihm diese Entscheidung sicherlich nicht schwerer, doch dazu dann eventuell mehr beim Beitrag zum übernächsten 007. Produktionszeit & -kosten stiegen erwartungsgemäß erneut an, so dass 1966 nach vier Jahren in Folge erstmals "Bond-frei" bleiben musste. Neben dem asiatischen Flair, das Japan & seine Kultur bietet, sind es u.a. Ken Adams Sets, die für mich der heimliche Star des Films sind (und einer der größeren Kostenfaktoren: alleine das auf dem Gelände der britischen Pinewood-Studios errichtete, riesige und eine zentrale Rolle einnehmende 'Vulkankrater-Set' entsprach mit Kosten von rund 1 Million US-Dollar dem Budget von Dr. No ...). Wer also ein Faible für die '60er hat, bekommt hier jede Menge fürs Auge geboten [siehe Bilder unten]!
In Sachen Action wurden mit dem Luftkampf von Qs (/Wing Commander Ken Wallis') Gyrocopter "Little Nellie" und der zu diesem Zeitpunkt einem breiten, westlichen Kinopublikum wohl noch weitgehend unbekannten Ninja-Kampfkunst unvergessliche Maßstäbe gesetzt. Unvergessen dürfte neben einem der besten Soundtracks der Serie (inkl. dem von Nancy "These Boots Are Made For Walking" Sinatra gesungenen Titelsong) auch der erste "Ganzkörperauftritt" Blofelds sein — Donald Pleasence' Narbengesicht ist einfach grenzwertig gut und nicht umsonst die Blaupause für Mike Myers' Dr. Evil der Austin-Powers-Reihe. Die Weltraumszenen mögen heutzutage schon arg angestaubt wirken, der Film tut das allerdings in keinster Weise!

You Only Gif Once

Sonntag, 2. März 2008

There Will Be Blood (Kino) | 27. Februar 2008

USA — 2007 | Regie: Paul Thomas Anderson (...)

There Will Be Blood Poster (USA)

Ein Monstrum von einem Film.
Die Landschaft ist unwirklich & unwirtlich; gleiches gilt für den Soundtrack des Radiohead-Gitarristen Jonny Greenwood, der die anfänglich knappe Viertelstunde ohne ein einziges, gesprochenes Wort teilweise durchstößt. Ein einzelner Mann kämpft in einem tiefen Schacht mit sich und der Erde, um ihr deren verborgene Schätze zu entreißen. Was für ein Trip wird das werden ...?
Kalifornien um die letzte Jahrhundertwende, Gründerzeit des dortigen Geschäfts mit dem dickflüssig-dunklen Blut der Natur — Daniel Plainview steigt gegen viele Widerstände, aber mit unbarmherzigem Willen zum Ölbaron auf. Es ist ein Kampf mit allem & jedem, der sich ihm in den Weg stellt. Ein Kampf, den er am Ende nur verlieren kann, denn sein schlimmster Feind ist er selbst.

I have a competition in me. I want no one else to succeed. I hate most people.

Ein beeindruckend merkwürdiger Film. Zwischendrin überkam mich mal ein Anflug von Langeweile — am Ende dieser gut zweieinhalbstündigen Menschenstudie war ich einfach nur enttäuscht, dass das Ganze bereits vorbei war. Eine (1) Sichtung dürfte kaum ausreichen, um den Film zu begreifen. Die Komplexität & Vielschichtigkeit der allgegenwärtigen zwischen- & innermenschlichen Konflikte, in denen sich der total vereinsamte Protagonist befindet, steht in krassem Gegensatz zu dem Erlebnis an sich — Farben, Landschaft, Soundtrack ... alles wirkt irgendwie karg & ausgebeutet. Genau dieser Gegensatz fasziniert (und unterscheidet im letzten Punkt There Will Be Blood bspw. auch von Andersons Magnolia).
Im Zentrum von TWBB steht so wenig wie nötig die Geschichte des Aufstiegs Daniel Plainviews, sondern sein Charakter und damit Daniel Day-Lewis. Er dominiert, und jede Auszeichnung & Nominierung, die er für die Darstellung dieses Misanthropen erhalten hat, dürfte mehr als gerechtfertigt bzw. verdient sein, obwohl ich mir zunächst nur schwer vorstellen konnte, wie er seine Leistung in Gangs Of New York noch toppen wollte.
Ich bin gespannt, was Paul Thomas Anderson als nächstes von der Leine lässt ...